Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff
(CDU) hat zum 200. Geburtstag des Philosophen Karl Marx die Folgen
seiner Lehre kritisiert. „Tyrannen und Mörder beriefen sich auf die
Marxsche Lehre. Marx hätte das wohl nicht gewollt. Aber dass die
kommunistischen Regime in seinem Namen errichtet werden konnten,
daran ist er gewiss nicht unschuldig, auch nicht am Konflikt zwischen
Politik und Ethik im Kommunismus“, schreibt Haseloff in einem
Gastbeitrag für die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung
(Samstagausgabe). Diese Zusammenhänge müssten immer wieder benannt
werden. „Auch die SED definierte sich als Diktatur des Proletariats
und rechtfertigte damit ihre Herrschaft und den Schießbefehl an der
innerdeutschen Grenze. Faktisch herrschte in der DDR die Diktatur
einer kleinen Minderheit im Namen der Arbeiterklasse“, so Haseloff
weiter. Die Folgen der kommunistischen Herrschaft seien heute noch
spürbar. „Ich denke dabei auch an den staatlich verordneten
Atheismus. Für Marx war Religion das „Opium des Volkes“ und stand dem
Fortschritt im Weg. Heute zählen die neuen Bundesländer zu den am
meisten säkularisierten Regionen Europas. Das ist unmittelbar auf die
SED-Diktatur und ihren Kirchenkampf zurückzuführen“, schreibt der
Regierungschef. Es gebe zwar das „Bedürfnis des Menschen, eine ideale
Welt zu schaffen“, so Haseloff weiter. „Den idealen Staat und die
ideale Marktordnung wird es aber nie geben. Sie sind eine Utopie. Und
wohin Utopien führen, wissen wir. Wer, so wie ich, die DDR noch
erleben durfte, weiß, dass sie alles andere als eine ideale Welt
war“, schreibt Haseloff in dem Gastbeitrag. Es gebe eine „weit
verbreitete Sehnsucht nach mehr Gleichheit und Gerechtigkeit“. Die
Menschen sehnten sich aber nicht nach den Verhältnissen im real
existierenden Sozialismus, „der aufgrund auch seines falschen
Menschenbildes in ein für uns noch heute enorm belastendes
ökonomisches Desaster führte“, so der ostdeutsche Spitzenpolitiker.
„Der Kapitalismus steht unter einem enormen Rechtfertigungsdruck,
vielleicht dem größten seit hundert Jahren“, schreibt Haseloff. „Es
gilt daher, das soziale Element der Marktwirtschaft zu bewahren,
nicht aber Ideologien romantisch zu verklären, die im letzten
Jahrhundert krachend gescheitert sind“, so der Ministerpräsident.
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