Das war schon ein etwas eigenartiger
CSU-Aschermittwoch in Passau, der 60. Nein, ein Flop war es nicht,
nur eben anders als all die Jahre zuvor: Zwei Elder Statesmen traten
da auf: Der eine kommissarisches Staatsoberhaupt und der andere
Ehrenvorsitzende und nach eigenen Angaben „nicht mehr auf dem
Spielfeld“. Beide entledigten sich ihrer Aufgabe, ohne Spott und Hohn
über den politischen Gegner auszugießen. Und siehe da: Es ging auch.
Niemand schlief vor Langeweile ein. Freilich waren sich die
CSU-Regisseure im Hintergrund offenbar nicht so sicher, ob ein
Politischer Aschermittwoch so ganz ohne „Abwatschen“ und
„Einschenken“ möglich ist. Und so schickten sie als letzten Redner
noch Alexander Dobrindt aufs Podium, der nach allen Regeln der Kunst
in einer durchaus übertriebenen Weise noch rasch polemisierte und
holzte. Eigentlich haben es die Bürger satt, dass ihre Politiker die
meiste Zeit damit verbringen, sich verbal die Köpfe einzuschlagen.
Eigentlich. Aber es gibt Ausnahmen. Der Aschermittwoch in
Niederbayern steht nun einmal nicht für das rhetorische Florett,
sondern den schweren Säbel. Dem Gemeinwesen tut es aber sicher gut,
wenn ein Parteichef auf seine vorübergehende Funktion als
Staatsoberhaupt Rücksicht nimmt und nicht bei der Abgabe möglichst
deftiger Verbalinjurien in den Abendnachrichten von sich reden macht.
Und es war auch interessant zu hören, wie Stoiber, der einst als
„blondes Fallbeil“ galt, doch ein gerüttelt Maß an Altersweisheit zum
Ausdruck brachte, was sich etwa beim Thema Europa bemerkbar gemacht
hat. Wahrscheinlich wird der CSU-Aschermittwoch des gebremsten
Schaums aber eine Einzelerscheinung bleiben. 2013 sind Bundes- und
bayerische Landtagswahlen. Da wäre es ein Wunder, wenn man in Passau
weiterhin die Samthandschuhe anbehält.
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