Ein Schock kann heilsam sein. Der PISA-Schock
war es auf jeden Fall. Seit 2010 haben sich die Ergebnisse der
deutschen Schüler kontinuierlich verbessert. Langsam, aber stetig
zeigt die Kurve nach oben. Doch der Abstand zur Weltspitze zeigt: Es
ist noch ein weiter Weg bis nach ganz oben. Die Bildungsrepu-blik ist
noch immer nur Vision. Beruhigt darf man heute feststellen: Die
Schüler des die Schockwelle auslösenden Jahrgangs 2009 waren
keinesfalls dümmer als die jetzt getestete Kohorte. Schlechter aber
waren die Bedingungen, unter denen sie sich dem Vergleich stellen
mussten. Zu lange hatte sich das Land, hatten sich vornehmlich die
westlichen Bundesländer auf ihrem vermeintlichen Lorbeer ausgeruht.
Die Wirtschaft brummte, und aus dem Wettbewerb der Systeme war man
siegreich hervorgegangen. Den demografischen Wandel und seine
Herausforderungen hatten weder Politiker noch Arbeitgeber klar im
Bewusstsein. Vieles wurde seitdem angepackt und verändert: neue
Lehr-pläne, der Ausbau der Ganztagsschulen, Lernstandserhebungen und
manches mehr. Gewachsen ist zudem die Einsicht, dass auch kleine
Kinder lernen wollen. Darum wurde viel Geld in vorschulische
Erziehung und Bildung investiert. Alles zusammen liefert den Beweis,
dass dieses Land noch immer etwas zu leisten imstande ist.
Investitionen in Bildung lohnen sich also. Angesichts der relativ
geringen Steigerungen der Bildungsetats von Bund und Ländern ist die
Frage erlaubt, wo das Land stünde, wenn das selbstgesteckte Ziel
erreicht wäre, zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Bildung
zu investieren. Fast ungebrochen ist die soziale Benachteiligung von
Schülern aus bildungsfernen Schichten. Das trifft vornehmlich Kinder
mit Migrationshintergrund. Sie sind nicht dümmer, sondern bedürfen
begreiflicherweise mehr Förderung. Auch wenn es ihnen keiner sagt:
Sie werden gebraucht. Die Herausforderungen blei-ben groß. Umso
größer ist die Enttäuschung, dass sich im Koalitionsvertrag eher
Rentengeschenke finden als verbesserte Bildungsfinanzierung für
Kitas, Schulen und Hochschulen. Vollkommen unverständlich ist, dass
das Kooperationsverbot in der Bildung bestehen bleibt.
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