Dass sich die Grünen personell erneuern wollen, ist
aus Sicht der Partei folgerichtig. Denn es wurden erneut sämtliche
Wahlziele verfehlt. Die Ökopartei stellt die kleinste Fraktion im
Bundestag und hat ein zweistelliges Ergebnis verpasst. Nach den
gescheiterten Sondierungsgesprächen mit Union und FDP sind die Grünen
zudem vorerst nicht an der Regierung beteiligt. Dass Cem Özdemir
keine Spitzenposition mehr bekleiden wird, ist ebenso verständlich
wie der Rückzug seiner Ko-Vorsitzenden Simone Peter.
Doch Partei und Fraktion handeln nicht konsequent. Katrin
Göring-Eckardt – die als Spitzenkandidatin zum zweiten Mal ein
schwaches Wahlergebnis zu verantworten hatte – darf wohl weiterhin
die Fraktion führen. Ein Grund hierfür ist, dass sie anders als Peter
und Özdemir unterschiedliche Milieus anspricht. Göring-Eckardt
inszeniert sich in der Öffentlichkeit als mitfühlende
Sozialpolitikerin und hat zugleich in der Partei eine Linkswende und
eine stärkere Betonung der Umverteilungspolitik verhindert. Nach
diesem Vorbild wollen die Realos weitere freundliche Gesichter nach
vorne stellen, die eine zum Teil hässliche Realpolitik verdecken
sollen. Robert Habeck scheint für diese Rolle prädestiniert zu sein.
Wenn der Norddeutsche bald zum neuen Vorsitzenden gewählt werden
sollte, spielt es keine Rolle, ob ihm die linke Anja Piel oder die
Reala Annalena Baerbock zur Seite steht. Habeck würde in jedem Fall
die dominierende Rolle spielen. Denn in der Mediendemokratie sind
Ausstrahlung und rhetorisches Talent entscheidend.
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