Rheinische Post: Frankreich geschockt

Ein mörderischer Hass fordert Frankreich
heraus. Die kaltblütigen und offensichtlich kalkulierten Todesschüsse
zunächst auf Soldaten mit Migrationshintergrund und dann auf jüdische
Schulkinder versetzen die gesamte Nation in ihrem fragilen
Multikulturalismus in Schockstarre. Schon wird über einen
möglicherweise verrückten Einzeltäter spekuliert, einen Anti-Semiten,
einen Rassisten, gar einen ehemaligen Soldaten mit neonazistischem
Hintergrund. Doch fest steht noch gar nichts und man sollte sich vor
vorschnellen Schlüssen hüten. Zumal in Frankreich Wahlkampf ist.
Schon einmal, kurz vor der Präsidentschaftswahl 2002, hatte eine
Reihe krimineller Übergriffe das Land in Schrecken versetzt. Dies
löste eine heftige politische Debatten aus und verhalf schließlich
dem Rechtspopulisten Jean-Marie Le Pen in die Stichwahl. Diesmal
sollten sich alle Kandidaten jeglicher Instrumentalisierung
enthalten. Bisher ist der Wahlkampf unterbrochen. Das ist gut so und
gibt den Anwärtern ums Präsidentschaftsamt die nötige Zeit, den
bisher hässlichen Ton der Kampagne zu ändern. Statt Stimmung gegen
Einwanderer zu machen, ist jetzt Zurückhaltung angesagt. Sonst steht,
vier Wochen vor der Wahl, das Schlimmste zu befürchten.

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