Rheinische Post: Kommentar / Zum Freuen ist es noch zu früh = Von Kirsten Bialdiga

Die Basis ist gelegt. Die Landesregierung hat
den Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, der die ersehnte Rückkehr zum
Abitur nach neun Jahren wieder möglich machen soll. Damit löst sie
eines ihrer zentralen Wahlversprechen ein. Das ist sicher eine gute
Nachricht, zum Jubel besteht aber noch kein Anlass. Selbst zentrale
Fragen sind noch offen. Etwa, woher die 2200 zusätzlichen Lehrer
kommen sollen. Oder wie hoch die Kosten für die Kommunen sind, weil
mehr Räume und Gebäude benötigt werden. Für berufstätige Eltern
existenziell ist die Frage, ob die Gymnasien ihre Übermittagsangebote
im gleichen Umfang aufrechterhalten. Damit nicht genug: 2026 wird es
in NRW nur sehr wenige Abiturienten geben, weil die Gymnasien ein
Jahr lang ohne Absolventen auskommen müssen. Die Auswirkungen auf
ausbildende Betriebe, Unis, aber auch auf wechselwillige Real- und
Hauptschüler werden erheblich sein. Es liegt also noch viel Arbeit
vor der Schulministerin. Wie auch immer die Lösungen im Einzelnen
ausfallen, das Turbo-Abi sollte eine Mahnung sein. Ein solches
Experiment, das eine halbe Schülergeneration ausbaden muss, darf sich
nicht wiederholen.

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