Rheinische Post: Peer Steinbrück ist jetzt Genosse = Von Michael Bröcker

Was die rund 600 Delegierten auf dem Parteitag
der SPD in Hannover erlebten, war nichts weniger als die
Genossenwerdung des Peer Steinbrück. Der 65-jährige Ökonom hat sich
mit einer gesellschafts- und sozialpolitischen Grundsatzrede in die
Herzen der Sozialdemokraten gesprochen. Jene SPD-Funktionäre, die
ihre Schwierigkeiten mit dem rustikalen und wirtschaftsfreundlichen
Hanseaten haben, dürften nun zufrieden sein. Schade für die
Mitte-Wähler, die Steinbrück im Wahlkampf eigentlich ansprechen will.
Sie hätten Ideen erwartet, wie ein SPD-Kanzler Wirtschaftswachstum
und unternehmerische Freiheit stärken will, wie die Sozialsysteme bei
dramatischer Alterung bezahlbar bleiben können. Kein Wort dazu.
Steinbrück sprach zur SPD. In seiner Brandrede im Parteivorstand nach
der Niederlage 2009 hatte Steinbrück noch geschimpft, dass die
innerparteiliche Legitimationsbeschaffung eine unverhältnismäßig
große Rolle in der Partei einnehme. Nun hat ausgerechnet Steinbrück
dieses Defizit perfektioniert. Dennoch: Die Partei ist geschlossen
wie nie. Alleine das muss der Kanzlerin ein Signal sein. Steinbrück
ist als Herausforderer ernst zu nehmen. Auch dank der Stärke der
Grünen.

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