Ein Kommentar von Antje Höning:
Der Aufsichtsrat von RWE hat seinem schlechten Ruf alle Ehre
gemacht. Die Kür des neuen Konzern-Chefs geriet zur Posse. Am Ende
musste Aufsichtsrats-Chef Schneider gar mit Rücktritt drohen, um
einen Kompromiss durchzusetzen, der RWE nicht glücklich machen wird.
Das Tandem mit dem international erfahrenen Niederländer Peter Terium
am Lenker und dem in Deutschland gut verdrahteten Rheinländer Rolf
Martin Schmitz an den Pedalen mag funktionieren. Aber dass Jürgen
Großmann noch fast ein Jahr mitfährt, geht gar nicht. Die Kraft, die
der Vorstand braucht, um RWE nach der Energiewende neu aufzustellen,
wird nun in Grabenkämpfe fließen. Von einem Konzernchef, der sich
selbst für einen Titanen hält, darf man mehr Souveränität erwarten –
zumal Großmann selbst es war, der so früh seine Nachfolge geklärt
haben wollte. Schuld am Desaster tragen Schneider und vor allem
Allianz-Vorstand Paul Achleitner, die die Suche organisierten. Die
Kommunen, die 20 Prozent an RWE halten, wurden wie Aktionäre zweiter
Klasse behandelt, denen man Entscheidungen diktieren kann. Das werden
sich die Kommunen merken: Die Chancen von Achleitner, Schneider als
Aufsichtsrats-Chef zu beerben, dürften stark gesunken sein.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303