Die Befürchtung hat sich bestätigt: Wenn
Behörden extremistische Vereinigungen verbieten und Islamisten
vertreiben, riskieren sie immer auch, dass sich die Betroffenen in
den Untergrund begeben, schwerer überwachen lassen und sich an
anderer Stelle wieder sammeln, und zwar dort, wo sie weniger unter
Verfolgungsdruck stehen. Dass führende Köpfe der Solinger und anderer
Salafisten nun vom Nahen Osten aus agieren und agitieren, ist
sicherlich kein Zufall. Die Länder des arabischen Frühlings haben
nicht nur die autokratischen Despoten vertrieben, sondern auch
islamistische Bewegungen gefördert. Wo schon freie Wahlen waren, sind
Salafisten in die Parlamente gekommen. Sie breiten sich dort aus, ja
mehr noch, in den kollabierenden Ländern südlich des arabischen
Frühlings schicken sich radikale Islamisten an, die Macht zu
übernehmen. Der Salafismus ist zwar in Deutschland, vor allem in
Solingen und Mönchengladbach in der Vergangenheit besonders spürbar
geworden, doch er ist ein internationales Phänomen – und deshalb ein
immer wichtiger werdendes Thema für die internationale
Sicherheitsarchitektur. Die hat durch die Umbrüche im Nahen Osten
neue Chancen, aber auch neue Probleme erhalten. Bleibt zu hoffen,
dass die Geheimdienste den Schulterschluss finden.
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