„Inhalte spielen eine Rolle, eine wichtige,
doch ebenso der Glaube daran, dass sie durchgesetzt werden. Um dieses
Profil zu schärfen, ist die Komplettverweigerung der falsche Weg.
Nicht „Anti-Atomkraft“ wäre fortan Markenzeichen, sondern es bliebe
nur das „Anti“.“
Von Sören Sgries
Die Grünen sind die Dagegen-Partei. Gegen diesen immer
wiederkehrenden Vorwurf versucht die Parteispitze mit aller Macht
anzugehen – und muss jetzt selbst erleben, wie viel „Dagegen“ die
Basis bereit hält. Mit Spannung darf erwartet werden, wie auf dem
heutigen Sonderparteitag der Grünen die wichtige Entscheidung zum
Atomausstieg ausfällt. Sicherlich: Mehr zu fordern als die
schwarz-gelbe Regierung bietet, muss gewissermaßen zum guten Ton der
einzig echten Anti-Atomkraft-Partei gehören. Doch diese Haltung darf
nicht in starrsinnige Blockade umschlagen. Damit würde die Partei
sich selbst disqualifizieren, ihr Führungspersonal demontieren. Die
traumhaften Wahl- und Umfrageergebnisse sollten die Basis nicht zum
Hochmut verführen. Nicht Fundamentalopposition brachte die Stimmen
auch der bürgerlichen Mitte, sondern das Vertrauen darauf, dass hier
eine Partei zur Regierungsfähigkeit gereift ist. Inhalte spielen eine
Rolle, eine wichtige, doch ebenso der Glaube daran, dass sie
durchgesetzt werden. Um dieses Profil zu schärfen, ist die
Komplettverweigerung der falsche Weg. Nicht „Anti-Atomkraft“ wäre
fortan Markenzeichen, sondern es bliebe nur das „Anti“. Und zwar zu
Recht.
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