Kontrolle & Macht
Von Alexander R. Wenisch Seit der Dioxin-Skandal über Ilse Aigner
hereingebrochen ist, hat die Agrarministerin ein äußerst schlechtes
Bild abgegeben. Jetzt endlich bringt sie ihre Länderkollegen an einen
Tisch und es wird – sogar über Parteigrenzen hinweg – ein Aktionsplan
vorgelegt. Mehr Kontrollen, mehr Wettbewerb, mehr Druck auf
Futtermittelhersteller, mehr Versicherung für Bauern, mehr
Meldepflichten. Damit dürfte die CSU-Ministerin die erste
Bewährungsprobe ihrer Amtszeit mit Blessuren überstanden haben.
Gesetzt den Fall, der Dioxin-Skandal weitet sich nicht erneut aus und
Aigner fällt nicht wieder in ihre alte Lethargie zurück. Für
Verbraucher ist der Maßnahmenkatalog unerheblich. Er beruhigt
vielleicht die Gemüter. Wie gut er greift, wird sich aber erst beim
nächsten Lebensmittelskandal zeigen. Bis dahin müssen Konsumenten
ihre eigenen Konsequenzen ziehen. So lange vor allem quietschbunt
verpacktes, billiges Essen gekauft wird, bleiben die Strukturen in
der Branche erhalten: billige Produktion, unnatürliche Haltung der
Tiere, schnelle Mast, Preisdruck im Discounter. Qualität kann so
nicht produziert werden. Verbraucher müssen umdenken: Sie können mit
ihrer Kaufentscheidung mehr Macht auf die Produzenten ausüben, als
jeder staatliche Kontrolleur.
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