Der Fachkräftemangel in der Pflege in Thüringen
droht nicht nur, er ist bereits Realität. Knapp 300 offene Stellen
für Fachkräfte stehen nur 85 potenziell geeignete Bewerber gegenüber.
Der 4. bpa-Pflegekongress heute in Erfurt hat aufgezeigt, was zu tun
ist: Die Kassen müssen endlich die Pflegevergütungen anpassen,
Ausbildung und Umschulung müssen gesteigert, die Arbeitsbedingungen
der Beschäftigten verbessert und eine qualifizierte Zuwanderung
ermöglicht werden. Wenn Politik und Pflegekassen jetzt nicht
gemeinsam mit den ambulanten und stationären Einrichtungen handeln,
sieht der bpa – Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.
V. – die Versorgung und die Qualität der Pflege in Thüringen in
Gefahr. Der Verband setzt dabei auf die Unterstützung von
Wirtschaftsminister Matthias Machnig.
„Jeder Mensch hat ein Recht auf gute Pflege. Das aber ist nur
leistbar mit hoch qualifizierten Fachkräften und dafür brauchen wir
sowohl angemessene Pflegesätze als auch Strategien, um geeignetes
Personal zu gewinnen und zu halten,“ so Rosemarie Wolf,
bpa-Vorstandsvorsitzende der Landesgruppe Thüringen und selbst
Pflegeheimbetreiberin. Experten aus Politik und Gesundheitswirtschaft
haben sich beim 4. bpa-Pflegekongress in Erfurt einen Tag lang mit
dem Thema Fachkräftegewinnung und Fachkräftehaltung
auseinandergesetzt. Für Rosemarie Wolf ist die Aufgabenstellung klar:
„Thüringen bildet nach wie vor das Schlusslicht bei den von den
Kassen gezahlten Vergütungen. Wie sollen wir junge Mitarbeiter mit
diesen Vergütungen motivieren, in Thüringen zu bleiben und wie soll
unsere alternde Bevölkerung versorgt werden? Die Pflege- und
Krankenkassen müssen sich an dem orientieren, was in benachbarten
Bundesländern wie Hessen und Bayern gezahlt wird. Andernfalls bleiben
die Zahlen abwandernder Fachkräfte hoch, die der Bewerber niedrig und
die Versorgung gefährdet.“
Bundesweit bilden die Mitglieder des bpa über 17.700 Auszubildende
in der Altenpflege aus. In Thüringen stellten die
Mitgliedseinrichtungen des bpa in diesem Jahr zwar einen neuen Rekord
mit über 100 neuen Altenpflegeschülern auf, jedoch könnten weitaus
mehr ausgebildet werden – allein die Auszubildenden und vor allem
auch Umschüler fehlen. „Die Anzahl der Umschüler ist rapide gesunken,
weil das dritte Umschulungsjahr nicht finanziert wird. Wir fordern
deshalb, die Finanzierung der Umschulung endlich wieder, wie bis vor
Kurzem, komplett zu übernehmen. Warum finanziert die Arbeitsagentur
Arbeitslosigkeit anstatt die Umschulung?“, so der
bpa-Landesbeauftragte in Thüringen, Thomas Engemann.
Der bpa appelliert an Thüringens Wirtschaftsminister Matthias
Machnig, sich explizit für bessere Bedingungen in der Pflege
Thüringens starkzumachen: „Jede Fachkraft hilft, die Versorgung
unserer Alten und Kranken langfristig zu sichern. Damit uns die
Fachkräfte in Thüringen erhalten bleiben, müssen wir vor allen Dingen
konkurrenzfähige, faire Vergütungen und attraktive Arbeitsplätze
bieten“, so Engemann weiter. Um diese Ziele zeitnah umsetzen zu
können, hat sich die Arbeitsgemeinschaft „Thüringer Pflegepakt“
gegründet. Das Gremium besteht aus Vertretern des Landes, der Kassen
und den Leistungserbringerverbänden, unter Beteiligung des bpa. Im
Fokus der Arbeit stehen die Verbesserungen der Bedingungen in der
Pflege: „Keiner kann den Fachkräftemangel in Thüringen im Alleingang
lösen. Deshalb setzen wir große Hoffnungen in die Zusammenarbeit der
relevanten Akteure und Entscheider, um schnellstmöglich effektive
Strategien gegen den Fachkräftemangel zu erarbeiten. Höchste
Priorität hat die Anpassung der Vergütungen, denn nur mit einer
fairen Vergütung werden Pflegeunternehmer in Thüringen zu attraktiven
Arbeitgebern für Pflegefachkräfte, Auszubildende und Umschüler. Wir
hoffen auf die klare Unterstützung der Landesregierung, denn es ist
bereits fünf nach zwölf“, so Engemann abschließend.
Pressekontakt:
Thomas Engemann, bpa-Landesbeauftragter, Tel.:(0361)6538688