Stuttgarter Zeitung: Kommentar zum Start der neuen Bundesbildungsministerin

Johanna Wanka ist als Bundesbildungsministerin
gewiss kein Fehlgriff. Als ehemalige Landesministerin und
Mathematikprofessorin kann sie sofort in den laufenden Betrieb
eingreifen und muss in die komplizierten Vorgänge nicht erst
eingearbeitet werden. Das ist von großem Vorteil angesichts dessen,
dass nur noch wenige Monate bleiben bis zur Wahl. Viel bewirken wird
sie wohl dennoch nicht. Im Dauerstreit über eine Erhöhung des Bafögs,
in der zähen Auseinandersetzung über die so bitter notwendige
Lockerung des Kooperationsverbotes zur Förderung von
Forschungsvorhaben, im Ringen um die Aufstockung des Hochschulpaktes
wird eine Einigung mit jedem Tag, den die Bundestagswahl näher rückt,
unwahrscheinlicher. Das ist schlecht für die Studenten und schlecht
für Wissenschaft und Forschung.

Weil kaum einer noch mit Ergebnissen rechnet, kann Wanka selbst
eigentlich nur gewinnen. Der erwartbare Stillstand wäre der
Kurzzeitministerin nur schwer anzulasten, jede noch so kleine
Einigung würde überraschen. Erst nach der Wahl wird der Druck zum
Konsens auf die Länder groß genug sein – wenn einige
Milliardenprojekte auslaufen. So lange wird die Hochschulszene mit
ungewisser Perspektive leben müssen.

Pressekontakt:
Stuttgarter Zeitung
Redaktionelle Koordination
Telefon: 0711 7205-1225
newsroom.stuttgarterzeitung@stz.zgs.de