Ende der Milde
Das neue Verbraucherinformationsgesetz bringt Deutschland einen
Paradigmenwechsel: Künftig nennen die Behörden bei
Lebensmittelskandalen aktiv Ross und Reiter. Das ist erstmal ein
Fortschritt für die Verbraucher wie für die Mehrheit der Ehrlichen im
hart umkämpften Lebensmittelgeschäft. Wer Gammelfleisch verkauft, wer
mit dioxinverseuchten Eiern handelt oder Ekelzustände in seinem
Betrieb hinnimmt, wer also mutwillig mit der Gesundheit seiner Kunden
spielt, soll nicht mit Milde rechnen dürfen. Die Hoffnung ist
berechtigt, dass die Angst vor den möglicherweise wirtschaftlich
verheerenden Folgen des Online-Prangers bei so manchem schwarzen
Schaf ein Umdenken bewirkt. Wunder darf sich der Verbraucher indes
nicht erhoffen. Viele Unternehmen werden sich juristisch gegen eine
Veröffentlichung wehren – und damit viel Zeit der Prüfer
beanspruchen, die denen dann wieder für die Kontrollen fehlen wird.
Dabei gibt es schon heute zu wenig amtliche Experten, die der
Lebensmittelbranche regelmäßig auf die Finger schauen. Ein Schatten
auf die Novelle wirft der bundesweite Flickenteppich bei der
Umsetzung. Weder den Verbrauchern noch den Unternehmern ist
zuzumuten, dass das gleiche Vergehen in Stuttgart zwölf und in
Saarbrücken nur einen Monat öffentlich angeprangert wird. Das
Strafmaß sollte, zumal bei einem Bundesgesetz, schon gleich sein.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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