KOMMENTAR zu BILDUNG
Ausgabe vom 24.07.2012 Der Untergang des Abendlandes ist zu oft
beschworen worden, als dass man sich davor fürchten müsste. Auch
jetzt wird wieder ein Chor von Kassandra-Rufern ertönen: Deutsche
Studenten, die keinen korrekten Satz schreiben können, es an Logik
mangeln lassen, unkonzentriert durch die Hörsäle wandeln – das Ende
ist nah! Das ist Quatsch. Junge Menschen heute sind weder dümmer als
früher, noch sind sie fauler. Ihre Lehrer sind nicht schlechter. Das
Ergebnis der Umfrage unter Professoren taugt nicht zur
Verallgemeinerung. Dennoch: Als Schlaglicht darf man es ernst nehmen
und fragen, wo die tieferen Ursachen dafür liegen. Schnell gelangt
man da zu einer der großen Stärken der jungen Generation: ihrer
Medienkompetenz. Jugendliches Leben findet heute auf allen Kanälen
statt. Das Auge huscht von da nach dort, von Homepage zu SMS und
wieder zurück. Formales spielt eine untergeordnete Rolle. Eine
Kurznachricht kommt auch ohne Punkt und Komma aus, Hauptsache die
„Message“ stimmt. Man mag mangelnde Tiefe beklagen, die Uhr
zurückdrehen kann man nicht. Was man könnte: Im Bildungssystem einen
Gegenpol schaffen zur Oberflächlichkeit. Stattdessen aber zählt dort
die Präsentation oft mehr als der Inhalt, hetzen Schüler durchs
achtjährige Gymnasium und dann durch eine verschulte Uni. Man mag es
ihnen nicht verdenken, wenn sie dann auch einmal ihren eigenen Regeln
folgen.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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