Rund 370 Gymnasien gibt es in Baden-Württemberg. 44
davon bieten neben dem achtjährigen Weg zum Abitur auch neunjährige
Züge an. Wer das sogenannte Turboabitur gutheißt oder zumindest
akzeptiert, wird daher kaum auf eine der raren Modellschulen drängen.
Das relativiert die Aussagekraft der Anmeldezahlen für die G-9-Züge.
Brisant sind sie gleichwohl, und das aus zweierlei Gründen. Erstens
bestätigen sie einen durch Umfragen belegten Trend: Mehr Eltern als
Bildungspolitikern aller Couleur Recht sein kann, lehnen den
schnelleren Weg zum Abitur weiter ab. Noch immer rächt sich, dass es
im Südwesten bei der Einführung des im In- wie Ausland erprobten G 8
an vielem gemangelt hat – an inhaltlich überzeugender Arbeit und an
politischer Überzeugungsarbeit. Zweitens zeigt die Debatte, dass die
grün-rote Koalition nicht nur bei Stuttgart 21 oder beim Umgang mit
den Beamten mehr gegen- als miteinander um Lösungen ringt. Die
Ökopartei wird einer Ausweitung des G-9-Versuchs nicht zustimmen. Die
SPD dagegen wird das Thema weiter befeuern, um sich in Abgrenzung zum
als übermächtig empfundenen Koalitionspartner mehr Profil zu
verleihen. Das ist legitim. Eltern und Schülern wäre indes mehr
gedient, wenn Grün-Rot die Baustellen in der Bildungspolitik
gemeinsam abarbeiten würde, statt neue zu schaffen. Bis zur
Landtagswahl sind es schließlich noch drei Jahre.
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Lothar Tolks
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