Südwest Presse: Kommentar zur Kinderbetreuung

Ein Kabarettist müsste angesichts der gestern
veröffentlichten Zahlen zur Kinderbetreuung und des am Vortag
gefassten Koalitionsbeschlusses zur Einführung eines Betreuungsgeldes
eigentlich vor Freude in die Hände klatschen. Ließe sich die
Tatsache, dass es eine „Herdprämie“ für Elternteile geben soll, die
ihren Nachwuchs zu Hause hüten, doch wunderbar mit der peinlichen
Entwicklung beim Kita-Ausbau verquicken. Doch Betroffenen dürfte der
Humor inzwischen abhandengekommen sein. Der Ausbau der
Betreuungsplätze verläuft alles andere als nach Plan. Länder und
Kommunen liegen sich in der Frage der Kofinanzierung ständig in den
Haaren, und von den bereitgestellten Bundesmitteln für Bauvorhaben
sind gerade mal 58 Prozent abgerufen. Zwar hat sich einiges getan.
Als der Ausbaubeschluss 2007 gefällt wurde, lag die Betreuungsquote
bei spärlichen 15 Prozent, nun sind es rund 25 Prozent. Doch wer
meint, die 35-Prozent-Marke wird in zwei Jahren erreicht, muss schon
an Wunder glauben. Damit der Kita-Ausbau nicht endgültig zum
Trauerspiel verkommt, müssen Bund, Länder und Kommunen schleunigst an
einen Tisch. Denn ab 2013 droht nicht nur eine Klagewelle wütender
Eltern. Beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf droht auch ein
Schritt zurück in die Vergangenheit: Für viele Frauen könnte es dann
tatsächlich Betreuungsgeld statt Kita-Platz heißen – kein Witz.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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