Pressemitteilung
Behörden versagen bei Überwachung der Skandal-Deponie – Dauernde
Belastungen von Grund- und Oberflächengewässern – Problemverschärfung
durch Ablagerung großer Mengen zweifelhaft verarbeiteter gefährlicher
Abfälle – DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch fordert sofortige
Maßnahmen zur Deponiesicherung
Die sächsische Mülldeponie Spröda schädigt Tag für Tag die Umwelt,
ohne dass die zuständigen Überwachungsbehörden einschreiten. Über die
skandalösen Zustände auf der Deponie berichtet die Deutsche
Umwelthilfe e.V. (DUH) nach Recherchen beim Landratsamt Nordsachsen
und der Landesdirektion Leipzig. Demnach ist die Deponie
verantwortlich für erhebliche Grundwasserschäden und beeinträchtigt
auch Oberflächengewässer in der Umgebung. Außerdem lagern dort große
Mengen zweifelhaft verarbeiteter gefährlicher Abfälle. Auf der
Deponie gibt es keine Untergrundbarriere, falsch verlegte
Drainagerohre, keine Auffangvorrichtung für belastete Deponiewässer
und keine abgeschlossene Oberflächenabdichtung.
„Es ist nicht nachvollziehbar, wie nachlässig die Landesdirektion
Leipzig und das Landratsamt Nordsachsen ihre Überwachungspflichten
ausüben. Die unzureichende Sicherung der Deponie Spröda schafft heute
die Probleme für die künftigen Generationen. Wir brauchen dort
möglichst schnell eine tragende Oberflächenabdichtung, eine
Wassererfassung, die funktioniert und eine hydraulische Sicherung“,
fordert der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Seit Jahren durchströmen große Mengen Grundwasser Bereiche des
Deponiekörpers. Nach Angaben des Deponiebetreibers Kreiswerke
Delitzsch beträgt die Gesamtabflussmenge 438.000 Kubikmeter pro Jahr.
Auf diese Weise gelangen Schadstoffe in die Umwelt. Eine vom
Landratsamt Nordsachsen in Auftrag gegebene Analyse des Grundwassers
am Deponiestandort ergab, dass das Grundwasser im Bereich der alten
Altsalzdeponie stark mit Chloriden und Sulfaten kontaminiert ist.
Eine Grundwasserabdichtung oder Barriereschicht existiert bis heute
nicht und ist im Rahmen der Deponiesanierung auch nicht vorgesehen.
Laut Landesdirektion Leipzig wird trotz des ungehinderten Austrags
von Deponiestoffen seit 2007 darauf verzichtet, das standortnahe
Grundwasser auf Schwermetalle zu analysieren.
Zusätzlich zum belasteten Grundwasser fallen auch kontaminierte
Deponiesickerwässer an, die ursprünglich in einer
Sickerwassertankanlage aufgefangen und umweltgerecht entsorgt werden
sollten. Für den Bau einer solchen Anlage stellte der Freistaat
Sachsen dem Deponiebetreiber Kreiswerke Delitzsch (KWD) bereits im
Jahr 2004 Fördermittel in fünfstelliger Höhe zur Verfügung. „Eine
Sickerwassertankanlage existiert auf der Deponie Spröda bis heute
nicht. Wenn die gezahlten Fördermittel nicht für eine abschließende
Sammlung von Sickerwässern eingesetzt wurden, stellt sich die Frage,
wohin sie tatsächlich geflossen sind“, sagt der DUH-Projektmanager
für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer. Die Umwelt- und
Verbraucherschutzorganisation fordert die Kommunalaufsicht und den
Landesrechnungshof auf, endlich zu prüfen, für welche Zwecke die
seinerzeit gezahlten öffentlichen Gelder tatsächlich verwendet
wurden.
Solange eine Sickerwassertankanlage fehlt, die ein Zurückhalten
der oberflächennahen Wässer erlauben würde, gelangt das aus dem
Deponiekörper austretende kontaminierte Wasser direkt in das
angrenzende Fließgewässer Naulandgraben und fließt von dort in den
Lober-Leine-Kanal. Gleichzeitig ergab eine Anfrage der DUH beim
Landratsamt Nordsachsen, dass auf der Deponie Spröda mehr als 37.500
Tonnen gefährliche Abfälle abgelagert worden seien, die der
Abfallbehandler S.D.R. Biotec angeblich in ungefährliche Stoffe
umgewandelt hat. Zuvor hatte die Landesdirektion Leipzig lediglich
über 900 Tonnen abgelagerten Materials der S.D.R. Biotec informiert.
Die Abfallbehandlungsanlage der S.D.R. Biotec ist heute geschlossen.
Gegen die Geschäftsführer wird staatsanwaltschaftlich wegen
unerlaubten Betriebs einer Anlage ermittelt.
Die großen Mengen vermutlich immer noch gefährlicher Abfälle, die
auf der Deponie lagern, stellen nach Überzeugung der DUH angesichts
des Mangels an Schutzvorrichtungen ein erhebliches
Gefährdungspotential dar. Behördliche Unterlagen bestätigen, dass es
bereits bei stichprobenartigen Untersuchungen des angelieferten
Abfalls der S.D.R. Biotec zu Überschreitungen zulässiger
Schwermetallgehalte, wie z.B. Blei, kam. Trotzdem wurden mehr als
37.500 Tonnen des zweifelhaften Abfalls auf der Deponie abgelagert,
ohne dass die Landesdirektion Leipzig eingriff.
Als Sanierungskonzept für die Deponie ist eine reine
Oberflächenabdeckung vorgesehen, die als alleinige Maßnahme aufgrund
der Grundwasserdurchströmung einiger Deponiebereiche natürlich nicht
ausreichen kann. Wegen weiterlaufender chemischer Lösungsprozesse
ergeben sich zwangsläufig Sackungen und Setzungen, die zur
Beschädigung der Abdeckungsschicht führen. Die Oberflächenabdichtung
ist nicht als selbst tragende Abdeckung konzipiert und bisher noch
nicht realisiert, obwohl der ursprüngliche Sanierungsplan dies
bereits bis Ende 2007 verfügt hatte.
Trotz der massiven Probleme verlängerte die Landesdirektion
Leipzig den Sanierungszeitraum für die Oberflächenabdeckung in einem
ersten Schritt von 2007 auf 2011 und in einem weiteren Schritt von
Ende 2011 um zwei volle Jahre auf Ende 2013. Das erstaunt, nachdem
die Landesdirektion noch 2007 mitgeteilt hatte, für eine Verzögerung
der Deponieoberflächenabdeckung gebe es weder eine rechtliche noch
eine fachliche Begründung.
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil: 0171 3649170, E-Mail:
resch@duh.de
Thomas Fischer, Projektmanager Kreislaufwirtschaft, Deutsche
Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030
2400867-43, E-Mail: fischer@duh.de
Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 0302400867-0, Mobil: 0171 5660577, E-Mail: rosenkranz@duh.de