Ein Dach über dem Kopf ist wohl das Mindeste. Es
müsste selbstverständlich sein, zumal in einem reichen Land. Vor 40,
ja noch vor 20 Jahren lebten Tausende Menschen im Ruhrgebiet in
erbärmlichsten Not-Unterkünften. Weil sich niemand so richtig um
diese Abgehängten kümmerte. Und weil sich Hausbesitzer die
angenehmsten Mieter rauspicken konnten: „Ruhiges, älteres Paar ohne
Kinder…“ Das ging so, bis die Städte, die Awo, Caritas, Diakonie
und andere Organisationen Hilfe organisierten. Sie haben nicht nur
drüber geredet, sie haben es gemacht. Ein schönes Beispiel dafür,
dass man Gutes tun kann, wenn man es nur will. Und wenn genügend
freie Wohnungen vorhanden sind. Hinter der guten Nachricht verbergen
sich mehrere schlechte. Erstens: Wohnungslosigkeit ist in weiten
Teilen der Republik noch immer ein Thema. Zweitens: Der Wohnungsmarkt
kann sich verändern, bezahlbare Wohnungen also wieder rar werden.
„Heuschrecken“-Firmen lassen auch im Revier um des Profites Willen
ganze Quartiere verrotten. Drittens: Es gibt zwar nur wenige
Wohnungslose, aber viele Arme in Gelsenkirchen, Dortmund oder Bochum.
Menschen, die ohne „Tafeln“ nicht satt werden, die sich den
Arztbesuch nicht leisten können, die im Schuldensumpf versinken. Es
gehört also mehr zum guten Leben als nur ein Dach.
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