Wenn NRW neue Wege im Jugendstrafvollzug geht,
dürfte der Vorwurf der „Kuschelpädagogik“ nicht lange auf sich warten
lassen. Frühsport, Kochen und Rundum-Betreuung für junge Gewalttäter
auf Steuerzahlers Kosten widersprechen dem landläufigen
Gerechtigkeitsempfinden. Wegschließen und Schmoren lassen stillt eher
den allgemeinen Durst nach Sühne. Dennoch: Die deprimierenden
Rückfallquoten jugendlicher Gefängnisinsassen zeigen, dass die
ausgetretenen Pfade des Jugendstrafvollzugs eher tiefer in die
kriminelle Karriere führten. Das Trauma des Foltermordes in der
Siegburger Haftanstalt hat in der Justiz Denkbarrieren eingerissen.
Nun soll mit der gebotenen Vorsicht eine neue Form der Bestrafung
ausprobiert werden, die den Tagesablauf junger Krimineller
strukturiert. Justizminister Kutschaty scheint entschlossen, die
rot-grüne Idee der „sozialen Präventionspolitik“ auf einem heiklen
Feld mit Leben zu füllen. Mit allen Risiken. Beim nächsten
U-Bahn-Schläger wird man sehr genau hinschauen, ob der Staat dem
Täter zuvor Erlebnispädagogik statt Knast angedeihen ließ.
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