Vielleicht braucht es 60 Jahre, um sich intensiv
genug mit den dunklen Bereichen der Vergangenheit befassen zu können.
Das Auswärtige Amt hat es getan, auch das Bundesfinanzministerium.
Jetzt auch das Bundeskriminalamt. Es kommen braune Flecken zum
Vorschein. Führende Polizeibeamte haben damals versucht, die
menschenverachtenden Methoden der Nazis in die neue Zeit zu retten.
Andere haben ihre Vita so verfälscht, dass der Massenmörder darin
unkenntlich wurde. Welche Gefühle müssen KZ-Insassen gehabt haben,
wenn sie, Jahre nach der Befreiung, in politischen Verfahren erneut
ehemaligen Peinigern gegenübersaßen? Die Entwicklung des BKA in den
50er-Jahren hat dem Vertrauensaufbau in die Einrichtungen der neuen
Republik nicht dienen können. Dass es den weiterbeschäftigten Tätern
letztendlich nicht gelang, den jungen Rechtsstaat auszuhebeln, ist
zwar eine Genugtuung und ein Zeichen der Stärke der Demokratie. Die
volle Aufdeckung der Machenschaften durch die BKA-Untersuchung
verpflichtet aber weitere Behörden und vor allem die obersten
deutschen Gerichte, die eigenen grauen Zonen aufzuhellen.
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