Bundeskanzlerin Merkel hat kein Glück mit ihren
Bundespräsidenten. Ihr erster Kandidat Köhler warf von heute auf
morgen hin. Ihr zweiter, gegen Gauck durchgepaukter Kandidat Wulff,
wurde erst im zähen Ringen mit der öffentlichen Meinung und Justiz
aus dem Amt gedrängt. Wulff konnte es sich bei seinem Rücktritt nicht
verkneifen, sich noch mal ins rechte Licht zu setzen. Er stehe für
den Zusammenhalt in der Gesellschaft, habe zwar Fehler gemacht, sei
rechtlich aber stets korrekt gewesen. Und in Richtung Presse, die ihn
und seine Familie verletzt habe, trat er noch mal nach. Wo aber
nichts ist, da gibt es auch nichts Skandalöses zu berichten. Merkel,
bislang moralisch stets untadelig, will sich nicht noch einmal auf
einen von ihr durchgeboxten Kandidaten verlassen. Mit FDP, SPD und
Grünen (die Linke ausdrücklich nicht) will sie sich auf einen
gemeinsamen Bundespräsidenten – oder vielleicht mal eine
Bundespräsidentin? – einigen. Dieser muss kein Engel sein. Er muss
allerdings Anstand und einen klaren Kompass dafür haben, was sich
gehört und was nicht. Wenn das diesmal nicht hinhaut, kann man das
mit dem Bundespräsidentenamt auch gleich sein lassen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de