WAZ: Die Angst vor dem Wechsel – Kommentar von Sven Frohwein

Richtiger Wettbewerb sieht anders aus: Nur 25
Prozent aller Stromkunden in Deutschland haben sich bislang getraut,
ihren Versorger zu wechseln. Das Gros aber scheut den Schritt – aus
Angst, im Dunkeln zu sitzen oder aber, weil sie es zu aufwändig
finden, beim alten Anbieter zu kündigen und sich einen neuen zu
suchen. Auch befürchten viele, an unseriöse Firmen zu geraten. Die
spektakuläre Teldafax-Pleite hat diese Angst sogar noch bestärkt. Die
etablierten Anbieter wissen das – und können sich bequem
zurücklehnen. Solange Verbraucher auf zu hohen Rechnungen sitzen
bleiben, solange sich Anbieter um vorher versprochene Boni
herumdrücken, solange Preise kurzfristig mit Verweis auf
undurchsichtige Geschäftsbedingungen erhöht werden, solange der Weg
beschwerlich ist, zu seinem Recht zu kommen, solange wird es keinen
echten Wettbewerb am Strommarkt geben. Abhilfe kann hier nur der
Gesetzgeber schaffen. Er muss für noch mehr Transparenz sorgen. Dann
wächst auch das Heer der Wechselwilligen – und mit ihm der Druck auf
die Anbieter, Preise nach unten zu korrigieren. Das hat am
Telefonmarkt funktioniert. Warum sollte das beim Strom nicht klappen?

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