Die Partei der Nicht-Wähler ist ein Mythos. Man kann
sie nicht alle für sich mobilisieren. Man kann sie nicht über einen
Kamm scheren, zum Beispiel nicht als politikverdrossen abtun. Das
sind einige Klischees, mit denen die neue Studie der
Konrad-Adenauer-Stiftung aufräumt, sehr differenziert. Gut so. Nur
die Schlussfolgerungen kann man nicht immer teilen. So heißt es in
der Studie, dass die Nichtwähler nicht wahlentscheidend seien. In der
derselben Studie wird daran erinnert, dass die SPD 2009 rund eine
Million Stimmen an das Nichtwählerlager einbüßte und dass sie
insgesamt seit 2005 „höhere Verluste als die Union durch
Wahlabstinenz“ habe. Hallo? Das soll nicht entscheidend sein? In der
Studie heißt es, würden alle Parteien ihr Nichtwähler-Potenzial voll
ausschöpfen, dann würden sich die Wahlergebnisse kaum verändern. Das
mag sozusagen im Labor stimmen. Der springende Punkt ist: Das gelingt
nicht allen Parteien gleich gut. Wer am besten mobilisiert, der hat
auch die besten Wahlchancen, was sonst? Die Studie kommt zum
Ergebnis, dass „Distanz“ zur Politik besser als „klassische
Protestmotive“ die Nichtwähler erkläre. In der Realität sind die
Grenzen aber fließend. Aus Protest erwächst Distanz – und umgekehrt.
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