WAZ: Gestraft genug – Kommentar von Stefan Schulte

Kinder in Hartz-IV-Haushalten tragen schwer an der
Arbeitslosigkeit ihrer Eltern. In der Schule werden sie als „Hartzis“
gehänselt, von Mitschülern und leider auch von manchen Lehrern in
eine Schublade gesteckt. Sie kennen Markenklamotten nur aus der
Werbung, gehen seltener ins Kino als ihre Mitschüler und müssen sich
von denen die neusten Handys unter die Nase halten lassen. All das
kann der Staat nicht ändern, die Grundsicherung deckt nur das
Nötigste ab und keine Modeticks. Doch der Staat muss es den Kindern
auch nicht noch schwerer machen. Jahrelang hat er genau das aber
getan. Er hat den Kindern nicht nur gedroht, ihnen das Weihnachtsgeld
von der Oma wegzunehmen, wenn es mehr als 50 Euro waren. Sie durften
sich auch in den Ferien nichts dazuverdienen, ohne dass dieses Geld
den Eltern im nächsten Monat abgezogen wurde. Diese völlig unnötigen
Härten gegen junge Menschen, die durch die Lage ihrer Eltern gestraft
genug sind, hat der Staat mittlerweile zurückgenommen. Sie dürfen nun
das Geld aus dem Ferienjob und auch von der Oma behalten. Insofern
bestätigen die höchsten Arbeitsrichter nur, dass der Gesetzgeber
richtig reagiert und einen Fehler korrigiert hat.

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