WAZ: Politik nicht in Glaspalästen – Kommentar von Matthias Korfmann zum NRW-Regierungsumzug

Es gibt sicher Wichtigeres für eine Landesregierung
als einen Umzug. Schließlich wird sie daran gemessen, was sie tut und
nicht daran, wo sie arbeitet. Lange Staus, marode Schulen, Verzicht
auf Neuverschuldung – das sind die wirklich großen Herausforderungen
für diese Regierung. Ein Umzug in andere Gebäude wäre ein sehr
nebensächliches Thema, wenn es nicht diese Düsseldorfer
Besonderheiten gäbe.

Denn in der Politik geht es immer auch um Symbolik. Damit ist
jetzt weniger die „Raute“ der Kanzlerin gemeint oder die Empörung,
als sich Gerhard Schröder einst mit Zigarre und in Kaschmir zeigte.
In der NRW-Landeshauptstadt geht es um mehr, nämlich ganz
grundsätzlich um oben und unten. Ein Ministerpräsident, eine
Staatskanzlei, die Büros weit oben in einem Glashochhaus beziehen,
sind ein Symbol für Abgehobenheit. Für Bürgerferne. Für Distanz.
Hannelore Kraft legte Wert darauf, Bürgern auf Augenhöhe zu begegnen.
Ihr Dienstsitz hingegen schien unerreichbar zu sein.

So gesehen ist ein Neuanfang in einem nicht so modernen, aber
durchaus repräsentativen Haus gar nicht schlecht. Politik sollte eben
nicht in gläsernen Palästen gemacht werden.

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