WAZ: Spionageabwehr statt Schmollecke. Kommentar von Miguel Sanches

Es war so bequem, so billig. Über Jahre haben die
USA Milliarden in Sicherheit investiert und ihre Geheimdienste
hochgezüchtet. Sie hatten die Kosten, und wir waren stille Teilhaber
am Erkenntnisgewinn. Kein deutscher Innenminister konnte es sich
erlauben, Informationen über Terrorgefahren zu verschmähen. Die
NSA-Affäre war quasi der Verlust der Unschuld: Ja, die Amerikaner
machen vor Freunden nicht halt. Wer nicht von ihnen abhängig sein und
sich Respekt verschaffen will, muss mehr in die deutschen Dienste
investieren: Spionageabwehr statt Schmollecke. Eine andere Frage ist,
ob die Dienste ein zu naives Zutrauen zu unseren Freunden hatten. Ja.
Das ist historisch erklärbar, die USA waren ihre Patenonkel. Und so
wie die Bundeswehr ihre Waffen nicht gegen den Westen ausrichtete, so
gaben sich unsere Geheimdienste mit einem 180-Grad-Blick zufrieden.
Nach dem NSU-Debakel hat man sich gefragt, ob wir nicht besser den
Geheimdienst abschaffen sollten. Es stimmt, sie haben den Rauch nicht
gesehen, gerochen oder Feuer auch nur vermutet. Und doch dürfen wir
die Feuerwehr nicht auflösen. Wir müssen sie besser machen.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de