WAZ: Unis müssen sich umstellen – Kommentar von Matthias Korfmann zur Studierfähigkeit

Neu ist das Klagelied der Professoren über die
fehlende Studierfähigkeit der Schulabgänger nicht, aber ihre Klagen
werden lauter. Ein junger Mensch, der die „Allgemeine Hochschulreife“
hat, sollte in der Lage sein, ohne Vorbereitungskurse und Nachhilfe
ein Studium zu beginnen, heißt es an den Unis. Wenn es so ist, dass
immer mehr Erstsemester nicht einmal einen halbwegs fehlerfreien Text
schreiben können oder nach acht Jahren Englischunterricht an einer
Vorlesung in dieser Sprache verzweifeln, müssen sich die Schulen die
Frage gefallen lassen, ob ihr Unterricht in Ordnung ist.

Aber die Unis sind genauso in der Verantwortung wie die Schulen.
Denn das Publikum an den Hochschulen wird immer „bunter“, ob es den
Professoren nun gefällt oder nicht. In den 1970er-Jahren schafften
nur etwa 15 Prozent eines Altersjahrgangs das Abitur. Heute sind es
mehr als 50 Prozent. Viele Erstsemester sind noch nicht volljährig.
Andere schaffen den Sprung an die Uni durch berufliche
Qualifikationen und sind schon 30 Jahre. Angesichts dieser Vielfalt
sollten Vorbereitungskurse und eine intensive Beschäftigung mit den
Studienanfängern nicht lästig, sondern selbstverständlich sein.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de

Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell