WAZ: Wenn die Patienten draufzahlen sollen. Kommentar von Petra Koruhn

Der Gang zum Frauenarzt ist für viele schwer. Man
möchte, dass der Arzt alles tut, damit man gesund bleibt. Bloß keinen
Krebs kriegt. Wie schnell hat man, wenn die Angst mitspielt, den
Geldbeutel gezückt. Noch diese Ultraschall-Untersuchung oben drauf,
kann doch nicht schaden? Den Verbraucherschützern allerdings sind
Zusatz-Untersuchungen zum Selbstzahler-Preis und ohne bewiesenen
Nutzen ein Dorn im Auge. Sie haben zwar erst die Webseiten von 157
Frauenarztpraxen untersucht und dabei zu viel Werbung für
Untersuchungen entdeckt, deren Nutzen fraglich sei. Im
Patientengespräch sei das noch schlimmer, vermuten sie. Die Betonung
liegt auf „vermuten“, bewiesen ist das nicht. Nun – das Verkaufen ist
ja zunächst keine bösartige Sache; solange der Arzt ehrlich sagt,
welche Zusatzuntersuchung was bringt. Wenn er Druck ausübt, sollten
Frauen sofort aufstehen. Wenn sie die Praxistür zuschlagen, spürt der
Arzt seine Grenzen schon genau. Doch ein ungutes Gefühl bleibt. Es
fällt uns noch schwer, mit dem Doktor über Preise zu reden. Und: Wie
soll man als Laie überprüfen, ob das, was der Arzt sagt, stimmt? Ohne
Vertrauen geht es nicht. Dass der Verbraucherschutz die
Verkaufspraxis unter die Lupe nimmt, ist gut. Doch dabei stehen die
vielen Mediziner im Schatten, die nicht Verkäufer, sondern Ärzte im
besten Sinne sind, die sich für das oft kleine Honorar rührend und
verantwortungsvoll um ihre Patienten kümmern.

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