Lesen erleichtert das Lernen und öffnet damit
neue Horizonte. Grund genug für den früh erblindeten Louis Braille,
vor fast 200 Jahren eine Punktschrift zu entwickeln, die statt mit
den Augen mit den Fingern gelesen werden kann. Die nach ihrem
Erfinder genannte Brailleschrift ermöglicht bis heute blinden
Menschen den Zugang zur geschriebenen Sprache. Vor diesem Hintergrund
fordert die Christoffel-Blindenmission (CBM) zum Welt-Braille-Tag am
4. Januar weltweit mehr geschulte Lehrkräfte auszubilden. Gerade in
Entwicklungsländern ist der Bedarf nach Lehrerinnen und Lehrern noch
sehr groß, die Kindern die Brailleschrift vermitteln und ihnen so
bessere Bildungschancen eröffnen.
Fantasienoten statt Förderung
Wie sehr Bildung ein Leben verändern kann, zeigt das Beispiel von
Karthik aus Südindien. Von Geburt an fast blind besuchte er zunächst
die Dorfschule und lernte in den ersten Jahren nur wenig. Denn seine
Lehrer waren nicht für die speziellen Bedürfnisse von Kindern mit
Sehbehinderungen ausgebildet. Sie gaben Karthik Fantasienoten, die
ihn in die nächste Klasse aufsteigen ließen, unabhängig von seinen
Kenntnissen. Das brachte den Jungen aber nicht voran. So entschlossen
sich seine Eltern, ihn in eine weiter entfernte integrierte Schule zu
schicken. Diese von der CBM unterstützte Einrichtung ermöglichte
zusätzlich eine Förderung für Kinder mit Behinderungen. Hier brachten
ihm die Lehrer auch die Brailleschrift bei. So lernte Karthik die
feinen Punkte mit den Fingern zu unterscheiden. Und er übte mit dem
Sattelstift die Braillepunkte so schnell ins Papier zu drücken, dass
er einem Diktat folgen konnte. Das war eine Herausforderung,
eröffnete Karthik aber ganz neue Möglichkeiten zu lernen und
selbstständig die Literatur zu entdecken.
Bildung schenkt Selbstvertrauen
Heute ist Karthik 26 Jahre alt und ein selbstbewusster junger
Mann. Er hat gerade sein Studium der englischen Literatur an der
Pondicherry Universität im Süden Indiens abgeschlossen. Jetzt will er
noch promovieren. Sein Ziel ist es, ein Lehr- und Lernmodell für den
englischen Sprachunterricht zu entwickeln, das speziell auf die
Bedürfnisse von blinden und sehbehinderten Studierenden zugeschnitten
ist. Die umfassende Ausbildung hat Karthik Selbstvertrauen gegeben:
„Ich fordere für mich das Recht ein, die Welt so zu erleben wie jede
andere Person auch.“
Karthik ist einer von vielen: Weltweit gelten nach Angaben der
Weltgesundheitsorganisation mehr als 217 Millionen Menschen als
sehbehindert und 36 Millionen als blind. 89 Prozent aller Betroffenen
leben in Entwicklungsländern. 2016 erhielten durch die CBM über
107.000 sehbehinderte Menschen schulische Bildung und/oder
rehabilitative Hilfe.
Seit über 100 Jahren Entwicklungshilfe
Die Christoffel-Blindenmission (CBM) zählt zu den größten und
ältesten Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit in
Deutschland. Sie fördert seit über 100 Jahren Menschen mit
Behinderungen in Entwicklungsländern. Die Aufgabe der CBM ist es, das
Leben von Menschen mit Behinderungen zu verbessern, Behinderungen zu
vermeiden und gesellschaftliche Barrieren abzubauen. Die CBM
unterstützt zurzeit 628 Projekte in 59 Ländern. Weitere Informationen
unter www.cbm.de.
Pressekontakt:
CBM-Pressestelle: Esther Dopheide, Tel.: 06251/131-191, E-Mail:
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