Seit November 2005 an der Spitze der Regierung,
ausgleichendes Element in der Koalition mit Entfaltungsspielraum für
den politischen Partner; kein Lautsprecher-Typ wie der Kabinettschef
davor, sondern ein unaufgeregter Führungsstil, dazu unverkennbarer
Ansporn durch die familiären Wurzeln – Bundeskanzlerin Angela Merkel?
Nein. Die Beschreibung passt auch auf den erneuten Spitzenkandidaten
der SPD-Bremen: Jens Böhrnsen. Parallel zur Kanzler-Wahl von Angela
Merkel wurde er im November 2005 Bremer Regierungschef. Dem
Bündnispartner lässt er mehr Raum, als seiner Partei manchmal lieb
ist; und so, wie Merkel kein Typ à la Schröder ist, so ist er kein
Scherf. Böhrnsens Ursprünge liegen nur nicht im ostdeutschen
Skeptizismus gegen das frühere SED-Regime, sondern in Gröpelingen, wo
der Vater im Widerstand gegen die Nazis war. 2005 war Böhrnsen
gekommen, um zu bleiben, und um schnell das Bündnis mit der CDU zu
beenden. Mit ihm wird es kein Zurück zur Großen Koalition geben – es
bleibt wohl bei Rot-Grün – mit einem Trend zu Knallrot und Hellgrün.
Läuft Böhrnsen Gefahr, der Jopie Heesters bremischer Politik zu
werden? Ein Personalwechsel ist jedenfalls nicht in Sicht – genau wie
im Falle Merkel. Sie zementieren den Zeitgeist – und der Zeitgeist
zementiert sie.
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