Damit war wohl zu rechnen. Dass sich nach dem jähen
Sturz des Ministers Röttgen die Enttäuschten in der CDU melden. Jene,
die seit Jahren der Meinung sind, Angela Merkel führe die Partei ins
Verderben. Und die das Sündenregister der Chefin nun um einen
weiteren Punkt vermehrt sehen: Schofelheit im Umgang mit einem
verdienten Weggefährten. Es sei die „dunkle Seite der Macht“, die auf
einmal an der Kanzlerin sichtbar werde, so empören sich jetzt
Sozialdemokraten. Ach herrje. Schon ganz vergessen, mit welcher
Kaltschnäuzigkeit der Kanzler Schröder einst den
Verteidigungsminister Scharping abservierte? Gibt es eine
erfreuliche, eine gefällige Art, jemanden loszuwerden, der nicht mehr
erwünscht ist? Nein, es sind nicht Stilfragen, die diesen Vorgang zum
Menetekel werden lassen. Es ist das Schauspiel einer Kanzlerin, die
ein drastisches Machtexempel statuiert, weil sie fürchten muss, dass
die Fundamente ihrer Macht zerbröseln. Bei elf Landtagswahlen unter
schwarz-gelber Ägide hat die CDU nur dreimal an Prozentpunkten
hinzugewonnen, ansonsten stets verloren. Die Gewinne fielen durchweg
bescheiden aus. Die Verluste hin und wieder gewaltig. Dass dabei nie
etwas anderes als Versagen der jeweiligen Kandidaten im Spiel gewesen
wäre, greift als Erklärung zu kurz. Insofern habe jene Verteidiger
Röttgens recht, die davor warnen, ihm die Alleinschuld am NRW-Debakel
aufzuhalsen, und ernste Ursachenforschung anmahnen. Solche Stimmen
werden immer wieder laut in der CDU. Die Chefin hört sie nicht gerne.
Es gibt für die Erosion der Volkspartei keine eindeutig bestimmbaren,
geschweige denn leicht zu behebenden Ursachen. So grummelt es denn.
Derzeit wieder vernehmlicher.
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