Westfalenpost: In der Krise bröckelt der Kitt / Kommentar von Joachim Karpa zu Kettler

Gut zehn Wochen ist es her, da hat Firmenchefin
Karin Kettler die Belegschaft aufgefordert, gemeinsam mit ihr für das
traditionsreiche Unternehmen zu kämpfen. Mit Beifall haben die
Beschäftigten die Alleineigentümern bei der Betriebsversammlung in
der Werler Stadthalle verabschiedet. Von wegen. Nur für die Bühne.
Mehr nicht. Der Kitt bei Kettler bröckelt in der Krise so schnell wie
Sand in der Hand zerrinnt.

Die Geschäftsführung bezieht, entgegen ihres Versprechens, den
Gesamtbetriebsrat nicht in ihre Sanierungspläne mit ein. Eine
Ohrfeige. Engagierte Mitarbeiter, die gratis Überstunden geschoben
und auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichtet haben, zählen offenbar
nicht, werden wie Luft behandelt. Wir da oben, ihr da unten.
Wertschätzung sieht in familiengeführten mittelständischen Betrieben
in Südwestfalen anders aus.

Noch steht das Konzept für eine gesicherte Zukunft nicht. Ideen
vom grünen Tisch, von Unternehmensberatern erstellt, sollen Kettler
den sicheren Weg in die Zukunft weisen. Erste Einzelheiten verheißen
nichts Gutes. Auch eine mögliche Bürgschaft des Landes scheint zur
Rettung angesichts des geplanten massiven Personalabbaus in weite
Ferne gerückt. Eines muss begriffen werden: Eine Sanierung gelingt
nur mit der Belegschaft – nicht gegen sie. Alles andere ist der
Anfang vom Ende.

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