Es ist die Zeit der starken Worte. Der flammenden
Empörung über die „Giftmischer“ der Futtermittelbranche, das ganze
„schurkisch unterminierte“ Gewerbe, das uns mit Nahrung versorgt. Der
Dioxinskandal der vergangenen Tage gehorcht denselben Gesetzen
öffentlicher Verwertung wie frühere medial befeuerte Fieberschübe,
die ein auf nichts so sehr wie Gesundheit und ein langes Leben
bedachtes Volk heimsuchten. Man denke an Phänomene wie BSE,
Vogelgrippe, Schweinegrippe, und die damit einhergehenden aufs
äußerste gesteigerten Erregungszustände.
In all diesen Fällen
ist die angedrohte Apokalypse letztlich ausgeblieben. Und auch in
Sachen Dioxin deutet sich ein glimpflicher Ausgang an. Die
allermeisten jener landwirtschaftlichen Betriebe, über die zunächst
eine Sperre verhängt wurde, sind mittlerweile als nicht betroffen
erkannt, die Schlachthöfe messen eine Belastung des Fleisches weit
unter dem Grenzwert und auch die zuständige Ministerin sieht keine
Gefahr für Verbraucher, jedenfalls keine unmittelbare, wie es
einschränkend heißt.
Das alles mindert natürlich nicht die
Verantwortung und gegebenenfalls Strafwürdigkeit der
Futtermittelpanscher. Aber es gestattet doch etwas Gelassenheit.
Letztlich ist wohl vor allem psychologischer Schaden entstanden –
dass Menschen sich vor ihrem Frühstücksei ängstigen.
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