ZDF-Politbarometer Juni 2011 /
EHEC: Kritik am Krisenmanagement von Bund und Ländern /
Mehrheit gegen weitere Finanzhilfen für Griechenland

Das Thema EHEC (25 Prozent) zählt neben Atomkraft
(33 Prozent) in dieser Woche für die Befragten zu den wichtigsten
Problemen in Deutschland. Knapp ein Drittel (32 Prozent) hält die
eigene Gesundheit durch die von dem Darm-Erreger verursachten
Krankheiten für gefährdet, 67 Prozent sehen das nicht so. In der
Kritik steht zurzeit vor allem das Krisenmanagement deutscher
Behörden, Ämter und Ministerien. Mit 53 Prozent ist eine Mehrheit der
Meinung, dass diese bei der Bewältigung der EHEC-Krise ihre Sache
eher schlecht machen, 38 Prozent bezeichnen deren Arbeit als eher gut
(weiß nicht: 9 Prozent). Von Defiziten bei der Zusammenarbeit
zwischen Bund und Ländern gehen 58 Prozent aus, nur 21 Prozent
glauben, sie funktioniere gut (weiß nicht: 21 Prozent). Skeptisch
sind hier vor allem die Anhänger der Oppositionsparteien
(SPD-Anhänger: 59 Prozent, Linke-Anhänger: 61 Prozent,
Grüne-Anhänger: 67 Prozent), aber auch 49 Prozent der
CDU/CSU-Anhänger zweifeln an der funktionierenden Kooperation von
Bundes- und Landesbehörden.

Am Montag hat die Bundesregierung entschieden, dass alle deutschen
Atomkraftwerke stufenweise bis 2022 abgeschaltet werden. Dies
befürworten 45 Prozent der Befragten, 18 Prozent sind der Meinung,
die Atomkraftwerke sollten länger betrieben werden und 34 Prozent
sind der Überzeugung, sie sollten früher abgeschaltet werden. Von den
Anhängern der CDU/CSU sprechen sich 55 Prozent für den von der
Regierung beschlossenen Ausstieg aus, 27 Prozent plädieren für einen
Betrieb der Atomkraftwerke über 2022 hinaus und 16 Prozent für einen
schnelleren Ausstieg. Während sich die Einstellungen der SPD-Anhänger
kaum von der Gesamtheit unterscheiden (dafür: 46 Prozent; AKW länger
betreiben: 15 Prozent; früher aussteigen: 36 Prozent), favorisieren
Mehrheiten in den Reihen von Grünen (56 Prozent) und Linken (58
Prozent) einen früheren Atomausstieg. Die Unterstützung für den
Regierungsbeschluss (Grüne-Anhänger: 40 Prozent; Linke-Anhänger: 29
Prozent) fällt hier entsprechend geringer aus und einen späteren
Ausstieg wollen nur 11 Prozent (Linke-Anhänger) beziehungsweise 3
Prozent (Grüne-Anhänger).

Im Zusammenhang mit der Standortsuche für ein Atommüll-Endlager in
Deutschland finden es 71 Prozent richtig, darunter auch Mehrheiten in
allen Parteianhängergruppen, wenn dafür neben dem niedersächsischen
Gorleben auch bundesweit andere geeignete Standorte geprüft werden,
24 Prozent lehnen dies ab (weiß nicht: 5 Prozent).

In der Politbarometer-Projektion gibt es im Vergleich zur Umfrage
vor zwei Wochen keine Veränderungen: Wenn am nächsten Sonntag
Bundestagswahl wäre, käme die CDU/CSU erneut auf 34 Prozent und die
SPD auf 28 Prozent, die FDP bliebe bei nur 4 Prozent, die Linke läge
weiter bei 7 Prozent und die Grünen erreichten wieder 22 Prozent. Die
sonstigen Parteien zusammen erhielten 5 Prozent. Die Liste der zehn
wichtigsten Politikerinnen und Politiker wurde von den Befragten neu
bestimmt, danach zählen jetzt Peer Steinbrück, Thomas de Maizière und
Horst Seehofer wieder zu den Top 10, während Renate Künast, Jürgen
Trittin und Claudia Roth nicht mehr dabei sind. Den Spitzenplatz bei
der Einschätzung nach Sympathie und Leistung auf einer Skala von +5
bis -5 nimmt gleich Wiedereinsteiger Peer Steinbrück mit einem
Durchschnittswert von 1,4 ein. Auf Platz zwei kommt Frank-Walter
Steinmeier ebenfalls mit 1,4 (Mai II: 1,3), danach Thomas de Maizière
mit 1,3. Auf Platz vier zurückgerutscht ist damit Bundeskanzlerin
Angela Merkel, deren Bewertung sich mit 1,2 im Vergleich zu Ende Mai
nicht verändert hat. Es schließen sich an Wolfgang Schäuble, auch
unverändert mit 1,0, Ursula von der Leyen mit 0,7 (Mai II: 0,9),
Horst Seehofer mit 0,3 sowie Sigmar Gabriel mit 0,3 (Mai II: 0,3).
Philipp Rösler wird mit minus 0,1 (Mai II: 0,0) eingestuft und weiter
klar im Negativbereich bleibt Guido Westerwelle mit minus 1,4 (Mai
II: minus 1,4).

Aufgrund der großen finanziellen Schwierigkeiten einiger EU-Länder
sehen mit 80 Prozent die meisten Deutschen die Stabilität des Euro in
Gefahr, nur 17 Prozent glauben das nicht. Weiteren Finanzhilfen für
Griechenland steht eine klare Mehrheit ablehnend gegenüber: 60
Prozent sind dagegen, dass Griechenland wegen seiner Finanzkrise
erneut EU-Hilfen in Form von Krediten erhält, nur 33 Prozent sprechen
sich dafür aus. Diese Einschätzung geht quer durch alle
Parteianhängergruppen, lediglich in den Reihen der Grünen halten sich
Zustimmung (48 Prozent) und Ablehnung (47 Prozent) die Waage.

Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der
Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews
wurden in der Zeit vom 7. bis 9. Juni 2011 bei 1332 zufällig
ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist
repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der
Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent rund +/-
drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent rund +/-
zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 35
Prozent, SPD: 30 Prozent, FDP: 3 Prozent, Linke: 6 Prozent, Grüne: 23
Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 15.
Juli 2011.

Fotos sind erhältlich über den ZDF-Bilderdienst, Telefon: 06131 –
70-16100, und über http://bilderdienst.zdf.de/presse/politbarometer

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