Das Winterchaos bei der Deutschen Bahn mag zwar viele
Kunden verärgert haben. Doch jetzt zeichnet sich ab, dass daraus
etwas Gutes entstehen kann. Man höre und staune, inzwischen hat es
sich bis nach Berlin herumgesprochen, dass Schienennetze und Züge
mitunter modernisiert beziehungsweise ersetzt werden müssen, um einen
möglichst pannenfreien Verkehrsfluss zu ermöglichen. Welch
bahnbrechende Erkenntnis! Das gilt allerdings noch mehr für den
Gedanken, den nun auch Bundesverkehrsminister Ramsauer formuliert
hat: Die Bahn braucht dafür Geld. Richtig! Und zwar am besten das
Geld, das das Unternehmen selbst verdient. In der Privatwirtschaft
würde kein Unternehmer jemals auf den Gedanken kommen, seinem Betrieb
Gewinn zu entziehen, wenn ihm auf der anderen Seite finanziell die
Luft ausgeht, um Maschinen und Fuhrpark, Fabrikgebäude und Personal
voll einsatzfähig zu erhalten. Es sei denn, besagter Unternehmer hat
vor, seinen Betrieb zu verkaufen und ihn deshalb rein mit Blick auf
die Rendite ordentlich aufzudonnern. Genau diese Politik ist in
Berlin lange betrieben worden. Das Projekt Börsengang, das der Bund
mit Vehemenz angestrebt hat, hat die Entwicklung der Deutschen Bahn
ausgebremst. Nun ist der Investitionsstau groß, sehr groß sogar. Und
ausgerechnet jetzt, da der Bund den Gewinn der Bahn sehr gut brauchen
könnte, um den Haushalt zu sanieren, geht es ans Eingemachte.
Finanzminister Schäuble wird das nicht gefallen. Einen anderen Ausweg
aber gibt es nicht: Deutschland braucht eine verkehrstüchtige Bahn,
sofern es als Investitionsstandort nicht aufs Abstellgleis geraten
will.
Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218