In diesem Fall liegt das sonst mit Vorsicht zu
genießende Volksempfinden richtig: Drei Viertel der Leute glauben,
dass im Gesundheitswesen die linke Hand nicht weiß, was die rechte
tut – und beschreiben damit exakt ein System, in dem aneinander
vorbeigewirtschaftet wird.
Überkapazitäten existieren da ebenso wie Unterversorgung.
Krankenhäuser in Steinwurfweite machen einander Konkurrenz, es gibt
zu viele Spitalsbetten, aber zu wenige ortsnahe Ordinationen und
Fachärzte in Spezialbereichen. Patienten werden hin- und
hergeschickt, doppelt behandelt, mit Bürokratie belästigt und, und,
und.
Logische Konsequenz wäre eine schonungslose Zentralisierung inklusive
Entmachtung der für die Spitäler zuständigen Bundesländer. Zwar sind
die mancherorts gestarteten Reformen löblich, packen das Problem aber
nicht an der Wurzel. Österreich wäre überschaubar genug, um mit einer
Hand Leistungen und Angebote zu verteilen, statt neun Länder und noch
mehr Krankenkassen gegeneinander werken zu lassen. Wer den Bürgern
das Steuergeld abknöpft, sollte auch bestimmen, wofür es ausgegeben
wird.
Angesichts der realen Machtverhältnisse, die SPÖ- und ÖVP-Chef von
ihren Landesparteien abhängig machen, ist das jedoch wie der Traum
vom warmen Eislutscher. Schon eine zentrale Koordinierung mit
Sanktionsmechanismen wäre da eine Revolution. Gelingt sie nicht, wird
auch diese Regierung ihren hehren Sparzielen nachrennen.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom