Schenkt man den Aussagen der kommunalen
Vertreter Glauben, so ist beim Thema Kitas in Ostbayern alles im
grünen Bereich. Das ist schon fast überraschend angesichts der
Hiobsbotschaften, die seit Monaten über die vermeintlichen
Riesenlücken in der Kita-Landschaft verbreitet werden. In der Region
aber wird fleißig ausgebaut; man ist zuversichtlich, für alle Kinder,
die jünger als drei Jahre sind, und vor allem für die Ein- und
Zweijährigen ab 1. August einen Betreuungsplatz zur Verfügung stellen
zu können – wenn dies die Eltern wünschen. Aber was genau wünschen
sich die Eltern? Und: Was ist, wenn sich die Wünsche so stark
verändern, dass all die Planung – die manch Kommune sicherlich ein
wenig zu leicht auf die Schulter genommen hat – in acht Monaten
hinfällig ist? Deswegen, weil der Bedarf vielleicht gar nicht so
leicht zu ermitteln ist, wie sich das der Bund vorgestellt hat? Eines
ist sicher: Sollte es am 1. August 2013 zum Kita-Notstand und zu
einer Klagewelle kommen – von der vor allem die Landkreise betroffen
sind -, ist das nicht allein die Schuld der Kommunen. Denn beim
Unternehmen „Kita-Ausbau“ gibt es zu viele Unbekannte. Und dazu
gehört auch der Fachkräftemangel, der alles andere als überraschend
kommt – und gefährliche Konsequenzen haben kann. Ahnungslose
Politiker machen krude Vorschläge, wie sich der Erziehermangel etwa
mithilfe einer „Umschulung“ von Langzeitarbeitslosen beheben lässt.
Wer sich ein wenig umhört, hört Sätze wie: „Momentan wird jeder
ausgebildet, der nicht bei drei auf dem Baum ist.“ In den
Fachakademien für Sozialpädagogik, in denen Erzieher ihre fünfjährige
Ausbildung absolvieren, scheinen die Zugangsvoraussetzungen
gelockert. Während einst fachliche und persönliche Eignung für den
Beruf geprüft wurden, fällt dieser Test offenbar zunehmend weg. Noch
aber ist die Überzeugung, dass nur durch eine bessere Bezahlung und
eine Aufwertung dieses anspruchsvollen und wertvollen sozialen Berufs
der Mangel behoben werden kann, nicht angekommen. Noch wird ein
Schwarzes-Peter-Spiel gespielt und die Verantwortung dem jeweils
anderen zugeschustert. Zudem scheint es, als wäre das Mammutprojekt
Kita-Ausbau – schon vor fünf Jahren beschlossen – schlecht
kommuniziert worden. Erst jetzt, da der Rechtsanspruch bedrohlich
näher rückt, sind einige aufgewacht: Die CDU-Bundesfamilienministerin
Kristina Schröder, die endlich begriffen hat, dass der von ihrer
Vorgängerin Ursula von der Leyen initiierte Kita-Ausbau kein
Selbstläufer ist und nun weitere Fördergelder freigegeben hat.
Kommunen, die jahrelang dachten, dass (in ländlichen Regionen)
Betreuungsplätze für unter Dreijährige nicht gebraucht werden, jetzt
aber merken, dass ihre Zukunft davon abhängt. Dabei kann die
Konkurrenz vonseiten einer forschrittlichen Nachbargemeinde und der
vergleichende Blick auf die Quoten durchaus heilsam sein. Vor allem
Gemeinden in ländlichen und strukturschwachen Regionen, die vom
demografischen Wandel betroffen sind, müssen sich dessen bewusst
sein, dass das Kinderbetreuungsangebot in einer Gemeinde entscheidend
ist. Ein Bürgermeister, der möchte, dass sich junge Familien
ansiedeln, muss die ganze Bandbreite anbieten: Betreuungsplätze, die
wohnortnah und flexibel sind, sprich, an die Arbeitszeiten der Eltern
angepasst. Und sie müssen qualitativ hochwertig sein – ansonsten wird
das Unternehmen „Kita-Ausbau“ scheitern. Um das zu verhindern, müssen
alle zusammenhelfen. Und das Schwarze-Peter-Spiel ausnahmsweise
einmal gut sein lassen.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de