Selten hat eine Redewendung so gut zum Thema
gepasst wie diese. Ins rechte Licht setzen sagt man, wenn es darum
geht, Dinge richtig darzustellen, von allen Seiten beurteilen zu
können. Wie hübsch, wenn ausgerechnet das Thema Beleuchtung geeignet
ist, um einen Sachverhalt ins rechte Licht zu setzen. Wie das geht?
Ganz einfach: Bei der Eurobike, immerhin die weltgrößte Fachmesse in
Sachen Fahrrad, haben sich bis zum Wochenende viele Hersteller auch
überschlagen, innovative Beleuchtungssysteme für Räder aller Art zu
präsentieren. In den meisten Fällen funktionieren diese Systeme mit
Akkus. Mit Blick auf Nachhaltigkeit und Mobilität durchaus sinnvoll –
könnte man meinen. Blöd nur, dass der Gesetzesgeber die Sache ganz
anders sieht. Die Straßenverkehrsordnung schreibt nämlich vereinfacht
gesagt noch immer vor, dass so ein Fahrrad eine Lichtmaschine
braucht. Ist ja auch egal, ob gute batteriebetriebene System längst
auch in Sachen Sicherheit ebenbürtig sind. Wo kommen wir denn hin,
wenn sich beispielsweise das Verkehrsministerium plötzlich die Mühe
machen müsste und all die schönen Regeln und Gesetze auf ihre
Tauglichkeit in einer Welt zu prüfen, deren Rahmenbedingungen sich
ständig und ziemlich grundsätzlich ändern? Genau das ist nämlich die
Problemlage, die sich am Beispiel Beleuchtung wunderbar ins rechte
Licht setzen lässt. Während die Menschen, nachvollziehbarerweise
besonders in urbaneren Gegenden, immer häufiger das Fahrrad als
Erstfortbewegungmittel nutzen, rennt die Politik konzeptlos
hinterher. Statt sinnvoll zu gestalten, wird sinnlos gebrandmarkt.
Der Bundesverkehrsminister gibt da gerne den Lautsprecher und
verbreitet das Märchen von den Rambo-Radlern, fordert ein
konsequentes Vorgehen gegen die „Verrohung dieser Kampf-Radler“.
Hinterfragt wird das Ganze sicherheitshalber nicht, dann müsste man
ja ständig auf die eigene Untätigkeit und Konzeptlosigkeit verweisen.
Es ist schlichtweg so, dass sich besonders in den Städten die Zahl
der Radfahrer deutlich erhöht hat. Die Grunde dafür sind vielfältig.
Während die einen ganz freiwillig und mit Blick auf die Fitness
umsteigen, sehen andere ihren Anteil am Umweltschutz – und für immer
mehr Menschen ist das Fahrrad die beste Möglichkeit, den hohen Kosten
für das Auto zu begegnen. Hinzu kommt, dass durch das geradezu
explodierende Genre der E-Bikes auch weniger sportliche Menschen in
die Lage versetzt werden, ohne Probleme etwas längere Strecken
zurückzulegen. Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Gesundheit,
Wirtschaftsfaktor – samt und sonders zentrale Zukunftsaufgaben. Statt
diese Steilvorlagen aufzunehmen und zu verwerten reagiert die Politik
bestenfalls mit Gleichgültigkeit, eher noch Verständnislosigkeit. Ein
ziemlich deutliches Zeichen für die fehlende Wertschätzung ist die
Absenz des Verkehrsministers bei einer Messe wie der Eurobike. Statt
mit Ideen wie den lokalen Autokennzeichen auf die Populismuspauke zu
hauen, hätte sich Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer lieber mal
mit Vertretern der Fahrradbranche zusammen- und auseinandersetzen
sollen. Dann würde sich ganz schnell zeigen, dass in vielen Bereichen
Handlungsbedarf herrscht. Gerade den Städten sollte dabei geholfen
werden, konstruktiv mit der steigenden Zahl der Radfahrer umzugehen.
Dabei muss auch über Themen wie die Sinnhaftigkeit der Radwegepflicht
oder die notwendige Breite für Radwege gesprochen werden. Wenn diese
Themen sinnvoll angegangen werden, wird auch die Zahl der ohnehin
nicht so häufig vertretenen Rambo-Radler weiter sinken. Wer nämlich
das Gefühl hat, dass ihm auch Rechte zugestanden werden, der ist viel
eher bereit, seine Pflichten zu erfüllen. Das funktionierende
Miteinander der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer muss das oberste
Ziel sein, nicht das Gegeneinander oder die Skandalisierung von
vermeintlichen Problemfällen . Und vielleicht, ja vielleicht, geht ja
dann beim Nachdenken sogar in Sachen Beleuchtung ein Licht auf.
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