Neue OZ: Kommentar zu Guttenberg / Bundeswehr

Was zu retten ist

Ist der Glanz so schnell verblasst? Hunderttausende bekundeten
online ihren Protest gegen Guttenbergs Rücktritt. Auf der Straße
erschienen außerhalb Bayerns allerdings nur wenige Hundert, und die
mussten sich auch noch gekonnt verspotten lassen. Mehr als einen
Klick am Computer ist der Bayer vielen Fans offenbar doch nicht wert.

Was dem gefallenen Doktor und Minister hier widerfuhr, könnte auf
politischer Ebene ein Pendant erleben. Eben noch war die
Bundeswehrreform Ausweis von Guttenbergs Tatkraft, da liegt sie auf
Eis. Einzig, wen wundert–s, die CSU mag keinen Änderungsbedarf
erkennen. In der CDU sieht es schon anders aus. Die FDP wünscht sich
bereits offen einen Plan B. Und Thomas de Maizière tritt als
Guttenbergs Nachfolger im Einklang mit Opposition und Vertretern der
Bundeswehr zunächst auf die Bremse, um die Lage zu prüfen.

Anders gesagt: um zu retten, was zu retten ist. Denn gäbe es das
„bestellte Feld“, von dem Guttenberg bei seinem Rücktritt noch
gesprochen hatte, wäre eine Auszeit unnötig, wäre der zuständige
Staatssekretär kaum an die Luft befördert worden. So aber harren in
den Kreiswehrersatzämtern Tausende Beamte aufgabenlos aus, weiß
niemand beim Heer, woher die Freiwilligen kommen sollen, ist das
Milliarden umfassende Sparziel der Bundeswehr nur ein weiteres
Lippenbekenntnis. Wenn Guttenberg tatsächlich ein politisches
Comeback anstrebt, sollte er besser warten, bis andere die Scherben
seiner Pläne wieder zusammengefügt haben.

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