Neues Deutschland: neues deutschland zur Personaldebatte in der LINKEN

Die Grünen haben es in ihren noch rebellischen
1980er Jahren dreimal vorgemacht: mit einem Frauenvorstand in der
Bundestagsfraktion und der Westberliner Alternativen Liste und einer
Frauenliste zur Hamburger Bürgerschaft. Die männerdominierten
Konflikte wurden vorerst gebändigt, die Partei mobilisierte ihren
emanzipatorischen Willen – und sogar die Wahlergebnisse besserten
sich. Nun suchen einige in der LINKEN nach einer ähnlichen Notbremse.
Denn mit der schroffen Absage von Sahra Wagenknecht an ein
gemeinsames Führungsduo mit Dietmar Bartsch ist die Tür für einen
herkömmlich befriedenden Personalkompromiss an der Parteispitze
zugeknallt. Egal, ob neben Bartsch doch noch Oskar Lafontaine oder
Klaus Ernst kandidieren, die Signale für den Göttinger Parteitag sind
so auf eine schwere Kollision gestellt. Das derzeitige
Sieg-oder-Niederlage-Denken der verfeindeten Heere in der LINKEN
lässt einen normalen demokratischen Umgang mit Alternativkandidaturen
offenbar nicht zu. Wenn der Vorschlag einer »dritten Lösung« mit
einer weiblichen Doppelsitze in der Partei in den verbleibenden Tagen
genügend Dynamik entfaltet, auch bei männlichen Mitgliedern, könnte
dies der letzte Ausweg sein, die Partei beieinander zu halten. Es
bedürfte nur des Mutes, die Strömungsschatten zu überspringen. In
Aristophanes– »Lysistrata« (die Heeresauflöserin!) besetzen die
Frauen von Athen und Sparta die Akropolis ja nicht, um die kämpfenden
Männer loszuwerden. Sie wollen sie nur daran hindern, sich
gegenseitig zu schlachten.

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