Neues Deutschland: Streit umÄrztehonorare: Praxis zu

Ärzte und Patienten – das ist eine ambivalente
Beziehung. Sie wird demnächst auf die Probe gestellt, wenn Mediziner
nach Aufrufen ihrer Funktionäre Praxen dicht machen. In der Hoffnung,
dass die Patienten dann den Honorarstreit ausfechten und die
gesetzlichen Krankenkassen statt der Millionen doch Milliarden
rüberreichen? Nehmen Ärzteverbände unter ihren Mitgliedern eine
Urabstimmung über die Schließung von Praxen vor, ist das ein Zeichen
für das Versagen der ärztlichen Selbstverwaltung, der man doch hätte
zutrauen müssen, eine gerechte Honorarverteilung zwischen West und
Ost, Stadt und Land, Fach- und Hausarzt oder Psychotherapeut
hinzubekommen und faire Verhandlungen mit denen zu führen, die einen
großen Teil ihrer Arbeit finanzieren. Wenn die Unterschiede größer
nicht sein könnten, ist das gewiss nicht den Patienten anzulasten.
Wenn Verhandlungen scheitern, auch nicht. Der Patient hat nichts, was
er aus Protest schließen könnte, außer seiner Haustür von innen. Er
ist auf seinen Arzt angewiesen, und vertraut ihm in vielen Fällen
mehr als sonst irgendjemandem. Ist er mit dem »Doktor« unzufrieden,
sucht er sich vielleicht einen neuen. Aber er storniert nicht einfach
seine Beiträge an die Krankenversicherung. Das eine, erklärte man ihm
spätestens an dieser Stelle, hat mit dem anderen nämlich gar nichts
zu tun. Aber womit hat es etwas zu tun, wenn sich Ärzte von dem
Auftrag, die gesundheitliche Versorgung der Menschen sicherzustellen,
vorübergehend verabschieden dürfen?

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