Der frisch gewählte Linken-Vorsitzende Bernd
Riexinger übt im parteiinternen Richtungsstreit Selbstkritik im
Umgang mit dem ostdeutschen Reformflügel. „Vielleicht würdigt die
Gesamtpartei die Arbeit dort zu wenig“, sagte er den Stuttgarter
Nachrichten (Montag). „Die Ost-Kollegen haben ungeheuer viel Arbeit
in Kommunen gesteckt und sind bis in die Landtage hinein verankert.
Sie sind wichtiger Bestandteil des Parteiaufbaus. Es geht nicht nur
um Anerkennung, sondern auch darum, von ihnen zu lernen.“ Darum werde
er zuerst in die ostdeutschen Verbände gehen „und mit den Akteuren
reden. Katja Kipping und ich machen das gemeinsam. Wir werden
zuhören, was sie uns sagen. Wir werden die Gräben zuschütten.“
Die Gefahr einer Spaltung hält er für gebannt. „Alle Akteure
müssen sich darauf besinnen, dass unsere Partei 80 Prozent
Übereinstimmung in ihren politischen Kernfragen hat und keine
fundamentalen Differenzen. Als politisch ernst zu nehmende Kraft muss
es uns gelingen, die Gemeinsamkeiten in den Vordergrund zu stellen.“
Die 20 Prozent Zoff wiederum müssten „im fairen, bereichernden
Meinungsstreit produktiv ausgeräumt werden. Die Gemeinsamkeiten sind
größer als die Differenzen.“
Auch schließt der 56-jährige Verdi-Gewerkschafter und
baden-württembergische Landesvorsitzende aus, dass Vertreter des
Reformerflügels wie sein Gegenkandidat Dietmar Bartsch oder
Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi Konsequenzen ziehen und
hinwerfen. „Die beiden mögen enttäuscht sein, nachdem sie enorm viel
Energie in ihre Überzeugungsarbeit gelegt haben.“ Das gehöre zum
Streit um die Richtung dazu. „Gysi hat alles versucht, die Strömungen
vor allem in der Bundestagsfraktion beisammen zu halten. Er ist daran
schier verzweifelt, das müssen wir erkennen. Aber jeder muss wissen,
wo er gebraucht wird. Und Gregor Gysi ist für uns das wichtigste
Aushängeschild.“
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