WAZ: Der Plan geht nicht auf. Kommentar von Matthias Korfmann

Immer, wenn ein Lebensmittelskandal die Republik
erschüttert, gibt es einen Aufschrei: „Das darf sich nicht
wiederholen“, heißt es dann. Wer politisch Verantwortung trägt,
erkennt dann plötzlich den Zwang zum Handeln. Schon wegen des
öffentlichen Drucks. Strategien werden erdacht und Pläne geschmiedet.
Das war beim Gammelfleisch so, bei der Ehec-Krise und beim jüngsten
von mehreren Dioxinskandalen. Ein 14-Punkte-Plan gegen Gift in
Futtermitteln. Das sollte ein beruhigendes Signal sein. 14 Punkte
sind besser als zehn, nicht wahr? Wenn ein paar Monate später keiner
mehr an Gift in Eiern oder Keime auf Gurken denkt, gerät der Plan in
Vergessenheit. Ein Jahr nach dem Fall stellen wir fest: Der Kampf
gegen Dioxin in Lebensmitteln wird nur halbherzig geführt. Der
Zeitplan zur Umsetzung des 14-Punkte-Plans wurde größtenteils nicht
eingehalten. Zwei Punkte wurden von der EU komplett kassiert, viele
sind immer noch nicht wirksam. Es wurde viel versprochen und bisher
wenig gehalten. Gegen kriminelle Energie hilft übrigens auch ein
100-Punkte-Plan nicht. Sicherheit gibt–s vor allem durch viel mehr
amtliche Kontrollen. Die aber sind den Ländern zu teuer.

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