Die Regierung ermöglicht einigen Hunderttausend
Menschen in Deutschland, früher in Rente zu gehen. Aber eine
Frühverrentungswelle will sie damit nicht lostreten. Das verstehe,
wer will.
Man kann die Rente mit 63 ja gerecht finden für Menschen, die seit
ihrer Jugend durchgearbeitet haben. Aber wer ein solches Gesetz gegen
alle Zeichen der Zeit des demografischen Wandels beschließt, sollte
die Konsequenzen kennen. Indem die Regierung auch Arbeitslosenjahre
gelten lässt, drängt sie weit mehr Menschen aus dem Beruf, als klug
ist. Der Stichtag wird nicht verhindern, dass viele schon mit 61
ausscheiden, um zwei Jahre später in Rente zu gehen. Es gibt immer
Schlupflöcher, das der Minijobs ähnelt eher einem Scheunentor.
Deshalb ist es auch unlauter, wenn Politiker Tricksereien beklagen
oder erklären, sie wollten einen Missbrauch der Rente mit 63
verhindern. Wer ein Schlupfloch wie das der Minijobs nutzt, um
mithilfe des Staates früher in Rente zu gehen, macht doch nur das,
was ihm der Gesetzgeber ermöglicht. Wenn der Koalition das missfällt,
sollte sie beim nächsten Mal die Folgen ihrer Gesetze besser abwägen.
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