Ist es ein Wunder, wenn sich Eltern etwas anderes
für ihr Kind wünschen als den Hauptschulabschluss? Wenn sie sich
Sorgen machen, dass es damit später nur wenige Chancen hat, einen
Ausbildungsplatz zu bekommen? Wohl kaum, wenn selbst der Friseur an
der Ecke einen neuen Auszubildenden sucht mit der Anmerkung: „Gern
auch mit Abitur!“ Ausgerechnet! Weiß man doch, dass eine Friseurin
mit ihrem Lohn kaum in der Lage ist, eine Familie zu ernähren. Mag
sein, dass sich der Ausbildungsmarkt aus demografischen Gründen
langsam etwas entspannt. Aber die Ansprüche an das, was ein Bewerber
mitbringen sollte, sind extrem gewachsen. Selbst Realschüler finden
oft erst nach zig Bewerbungsschreiben einen Ausbildungsplatz. Zu
lange hat die Regierung Rüttgers davor die Augen verschlossen, hat
sie es nicht wahrhaben wollen und in eine sterbende Schulform
investiert statt Lösungen zu finden. Denn was bleibt, das weiß
niemand besser als Hauptschullehrer, sind Schüler, die mehr Anleitung
brauchen als andere, die eher praktisch veranlagt sind. Aber eben in
einer Schulform, die Entwicklungen berücksichtigt, durchlässig ist
auch für Spätstarter.
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