Frank-Walter Steinmeier ist ein bedächtiger Mann.
Wenn er von Neuwahlen redet, dann ist das nicht bloßes Wunschdenken
eines Oppositionspolitikers. Im Bundestag wächst der Unmut über das
Krisenmanagement im Falle Griechenlands. Wenn die Kanzlerin ihre
eigene Mehrheit verfehlt, dann müsste sich ihre Koalition die
Sinnfrage stellen. Im Herbst kommt es zum Schwur. Angela Merkel
bliebe Zeit, um zu erklären. Das aber liegt ihr nicht, im aktuellen
Fall fällt es auch objektiv schwer. Die Welt sei aus den Fugen
geraten, findet Merkel. Das Volk jedoch sehnt sich nach Orientierung.
Merkels dreifaches Euro-Problem sieht so aus: Erstens herrscht im
Volk Unverständnis darüber, dass es für die Griechen zahlen sollen,
obwohl die Geschäftsgrundlage der Währungsunion das ausschloss.
Zweitens spürt man den Unwillen Merkels, Bürgern wie Abgeordneten
reinen Wein einzuschenken; was zu einem juristischen Nachspiel in
Karlsruhe führen könnte. Drittens stehen sich FDP und Union selbst im
Wege. Heute reden sie über Schulden und Euro-Rettung, morgen über
Steuersenkungen. Wer soll das verstehen?
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