WAZ: Peinliche Partei – Kommentar von Miguel Sanches

An Christian Wulff lag es nicht. Der Bundespräsident
hat am Samstag, am 50. Jahrestag des Mauerbaus, eher versucht, zu
versöhnen statt zu spalten; den früheren Bürgern der DDR gerecht zu
werden und lieber den Westdeutschen („viele gewöhnten sich an die
Mauer“) den Spiegel vorzuhalten. Es war vergebliche Mühe. Die Linke
hat ihm die Schau gestohlen. Die Ewiggestrigen unter ihnen haben für
die Bilder und für die Misstöne des Tages gesorgt. Sie haben die
Opfer verhöhnt und die Mauer relativiert. Ein Teil der Linken ist in
der Bundesrepublik noch nicht angekommen. Sie können mit der
Demokratie wenig anfangen. Und das spürt man in solchen emotionalen
Momenten wie am Samstag, als der Toten gedacht werden sollte und
einige partout sitzen blieben. Auch das ist die Linke: Der
Nostalgie-Club der untergegangenen DDR. Das ist genau der
Traditionsflügel, den Parteichefin Gesine Lötzsch pflegt. Zu viele
Konsequenzen wird dieses peinliche Wochenende nicht haben. In Berlin
wird SPD-Bürgermeister Klaus Wowereit mit den Linken taktisch
umgehen: Loswerden oder einbinden, das ist eine Frage der
Opportunität.

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