Gerade erst ist der Missbrauch der Leiharbeit durch
Arbeitgeber vom Gesetzgeber begrenzt worden – da haben findige
Lohndrücker schon eine neue Möglichkeit gefunden, Tarife, namentlich
auch den neuen Mindestlohn in der Zeitarbeit, zu umgehen. Das Mittel
der Wahl ist dabei ein altes: Werkverträge existieren bereits seit
Jahrzehnten. Vergeben wurden sie für Arbeiten, die nur gelegentlich
anfallen, für die also im eigenen Unternehmen gar kein Personal
vorhanden war. Die plötzlich massiv ansteigende Zahl der Werkverträge
ist indes ein sicheres Indiz dafür, dass es längst nicht mehr um
diesen klassischen Einsatz geht. Jetzt sollen Tariflöhne und
-bedingungen umgangen werden. Dass es für die Werkvertragler einen
Tarifvertrag gibt, hilft wenig, wird doch dieses mit der dubiosen
Gewerkschaft DHV geschlossene Vertragswerk oft umgangen. Abgesehen
davon, dass der Lohn selbstredend noch einmal deutlich unter dem
Mindestlohn der Zeitarbeit liegt. Das Problem für Gewerkschaften wie
Betroffene: die Nutzung von Werkverträgen ist legal, es gibt bislang
keine Handhabe gegen deren Missbrauch. Die Bundesarbeitsministerin
hat vor wenigen Tagen verlauten lassen, dass es mehr Transparenz
bedürfe und mehr Kontrolle. Ob das reicht? Gesetzlichen
Handlungsbedarf jedenfalls sieht Ursula von der Leyen nicht. Immerhin
gibt das Ministerium inzwischen zu, dass ein Problem mit
Werkverträgen bestehen könnte – bis vor wenigen Wochen war man im
Hause von der Leyen so weit noch nicht. Für Arbeitgeber ist die
Nutzung von Werkverträgen eine Möglichkeit, (Lohn-)Kosten zu drücken.
Im wachsenden Wettbewerb ist das sicherlich nicht zu unterschätzen.
Ob ein Unternehmer damit aber mittel- oder langfristig gut damit
fährt, ist noch die Frage: motivierte Mitarbeiter lassen sich mit
Hilfe von Werkverträgen wohl kaum gewinnen. Fakt ist: Mit Hilfe von
Werkverträgen könnte letztlich praktisch jede Arbeit, die in einem
Unternehmen anfällt, ausgelagert werden. Der Problemdruck wird also
wohl noch steigen. Und die Bundesregierung irgendwann reagieren.
Sicher ist: Findige Lohndrücker werden dann andere Schlupflöcher
finden.
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