Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Katholikentag

Suche Frieden – besser hätte das Leitwort des
101. Katholikentags nicht lauten können. Nach dem Ausstieg der USA
aus dem Atom-Deal mit dem Iran passt das Motto perfekt zum Auftakt
des Festes in Münster. Als wenn das Zentralkomitee der deutschen
Katholiken (ZdK), das den Kirchentag veranstaltet, es geahnt hätte.
Natürlich ist das nicht der Fall. Aber dennoch fügt sich das
Schlechte, nämlich der Ausstieg aus dem Iran-Abkommen, mit dem
Wichtigen, der Forderung, der Sehnsucht und der Suche nach Frieden.

Aber: Allein dafür braucht es keinen Katholikentag. Da muss in
Münster schon mehr kommen. Kriege wie in Syrien und anderswo sind zu
verurteilen und zu verhindern – das weiß jedes Kind. Aber wie?
Integration statt Eskalation auf allen Ebenen, national wie
international – ja, schön wäre es…

Wie aber lösen wir die Probleme unserer Zeit – und zwar in Nah und
in Fern? Und wie meistern wir die Herausforderungen von Hunger,
Flucht und Unmenschlichkeit – ja, idealerweise mit statt ohne Hilfe
der Kirche. Und wie begegnen wir dem Hass, der Unsicherheit und auch
der Angst vieler Menschen? Auf diese Fragen erhoffen sich die
Gläubigen Antworten. Nur hübsche Bilder aus der Bischofsstadt – das
darf nicht alles sein.

Nun also Münster. Zum 100. Katholikentag vor zwei Jahren ging die
katholische Kirche in die Diaspora nach Leipzig. Dort gehören acht
von zehn Menschen überhaupt keiner Kirche an. Kein Zeichen, keine
Aufmerksamkeit, kein Aufbruch. Das soll nun anders werden. Die Stadt
des Westfälischen Friedens bildet diesmal die Kulisse. Hier ist die
Welt noch in Ordnung. Aber Münster ist keine Insel. Westfalen nicht.
Ostwestfalen nicht. Deutschland nicht. Europa nicht.

Umso wichtiger, dass Antworten auf aktuelle Fragen gegeben werden.
Das bayerische Kruzifix-Gebot, der zunehmende Antisemitismus, der
richtige Umgang mit Flüchtlingen, dem Islam und auch den
Wiederverheirateten sind da nur Beispiele. Die Frage nach dem Zölibat
kommt noch hinzu. Es ist gut, dass Annegret Kramp-Karrenbauer dazu
nicht schweigt.

Die CDU-Generalsekretärin fordert mehr Ämter für Frauen in der
Kirche und auch die Priesterinnenweihe. ZdK-Präsident Thomas
Sternberg sagt, die Kirche müsse begründen, warum Frauen von Ämtern
ausgeschlossen werden.

»Suche Frieden« – das Leitwort in Münster – soll für alle gelten.
Auch für die AfD. Deren kirchenpolitischer Sprecher nimmt an einer
Podiumsdiskussion teil. Thema: »Nun sag–, wie hast du–s mit der
Religion?« Man darf gespannt sein.

Alles, was Menschen 2018 bewegt, steht laut Thomas Sternberg auf
dem Programm. Wollen wir hoffen, dass zu den drängenden Themen und
Fragen kluge Antworten gegeben werden – auch zum gemeinsamen
Abendmahl.

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
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